Lieber Leser,
der Automobilzulieferer Leoni hat äußerst schwache Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2016 auf den Tisch gelegt. Nichtsdestotrotz explodiert die im MDAX gelistete Aktie regelrecht. Am Donnerstag und am Freitag schnellte das Papier um fast 17 Prozent in die Höhe. Hierfür verantwortlich sind aber natürlich nicht die enttäuschenden Jahreszahlen, sondern vielmehr der überraschend starke Ausblick auf das laufende Jahr.
Für 2017 hat die Konzernführung um Vorstandschef Dieter Bellé ein Umsatzwachstum von 4,5 Prozent angekündigt. Noch besser sind die Aussichten beim operativen Ergebnis. Hier stellte das Management eine Verbesserung des Ebit auf starke 180 bis 200 Mio. Euro in Aussicht. Kleine Einschränkung: Die Prognose gelte nur dann, wenn sich die entscheidenden „Abnehmerbranchen erwartungsgemäß“ entwickelten.
An der Börse schlugen die News ein wie eine Bombe und ließen auch das schwache Ergebnis für 2016 in den Hintergrund rücken. Hier bewahrheitet sich wieder einmal, dass Börsianer vor allem an den Zukunftsaussichten interessiert sind und nicht so sehr am Ergebnis vergangener Tage.
Zahlen für 2016
Doch der Vollständigkeit halber hier die Eckdaten für 2016: Die Erlöse entwickelten sich leicht rückläufig und fielen von 4,5 Mrd. Euro auf 4,43 Mrd. Euro. Der operative Gewinn brach nahezu um 50 Prozent ein, von gut 150 Mio. Euro in 2015 auf rund 78 Mio. Euro im vergangenen Jahr. Und zu guter Letzt der Gewinn je Aktie: hier ging es extrem nach unten, von zuletzt 2,36 Euro auf nur noch 0,30 Euro. Massiv belastet wurde das Ergebnis durch Sanierungskosten und einen Betrugsfall, bei dem Kriminelle das Unternehmen via Chef-Masche um mehrere Millionen Euro erleichterten.