Der neue Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, setzt auf sanften Druck bei der Betreuung von Hartz-IV-Empfängern. "Wenn man länger aus dem Job raus ist, braucht es manchmal ei...
Von David Pabst
Der neue Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, setzt auf sanften Druck bei der Betreuung von Hartz-IV-Empfängern. "Wenn man länger aus dem Job raus ist, braucht es manchmal einen Schubs, um zurückzukommen", sagte Scheele dem "Spiegel".
Die Berater und Vermittler der BA müssten den Arbeitslosen und seine Familie "öfter sehen". Versuche der BA hätten gezeigt, dass die Vermittlungszahlen deutlich anstiegen, wenn die Kontaktdichte sich erhöhe. "Eine so verstandene fürsorgliche Belagerung finde ich sinnvoll", sagte Scheele, der am 1. April offiziell Frank-Jürgen Weise als Vorstandsvorsitzenden der BA ablöst.
"Menschen, die von Hartz-IV-Leistungen leben, brauchen mehr Aufmerksamkeit, als das in den vergangenen Jahren der Fall war. Das sehe ich als meine wichtigste Aufgabe", so Scheele. Wenn mehr Prävention, mehr Anstrengung in der Vermittlung und mehr Qualifizierung nicht helfen würden, könne auch öffentlich geförderte Beschäftigung die Ultima Ratio sein.
"Das Schicksal von Arbeitslosigkeit vererbt sich, das bewegt mich sehr", sagte Scheele. "Wir dürfen Eltern nicht zu Hause rumsitzen lassen, weil sie ihrem Nachwuchs vorleben, von Transferleistungen abhängig zu sein."
Der neue BA-Chef erkennt zwar "Reformbedarf" bei der Agenda 2010, so müsse etwa das Hartz-IV-Regelwerk vereinfacht werden: Er spricht sich aber gegen eine "Rückabwicklung" der Arbeitsmarktreformen aus: "Davor könnte ich nur warnen." Pläne des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz für ein neues Arbeitslosengeld Q beurteilt Scheele zurückhaltend.
Man müsse die Sorgen der Menschen ernst nehmen, "aber das wirksamste Mittel, die Menschen vor dem Abstieg zu schützen, ist doch, sie in Arbeit zu bringen".