Liebe Leser,
am gestrigen Mittwoch hat die EU-Kommission den geplanten Zusammenschluss der Deutschen Börse mit der London Stock Exchange untersagt. Damit ist das Thema vom Tisch. Die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager begründete ihre Entscheidung mit einem drohenden De-facto-Monopol im Anleihe-Clearing.
Die Deutsche Börse und die LSE böten in einigen Märkten die gleichen Dienstleistungen an und seien in einigen Märkten die einzigen Anbieter. Das bedeutet: Käme es zum Zusammenschluss, entstünde dadurch ein De-facto-Monopol.
„Unsere Sorgen sind sehr ernst. Wir wollen sicherstellen, dass sich der Wettbewerb nicht verschlechtert“, hieß es. Es wäre insbesondere im Clearingbereich von festverzinslichen Wertpapieren ein De-facto-Monopol entstanden. Der Clearingbereich ist eine Dienstleistung, die für den Handel und die Handelsabwicklung im Zusammenhang mit Wertpapieren notwendig ist.
Meine Einschätzung: Brexit der „echte“ Grund
Aus meiner Sicht hätten die beiden Börsenbetreiber den Zusammenschluss retten können – wenn sie wirklich gewollt hätten. Mit einigen kleineren Verkäufen hätte man die Wettbewerbsbehörden besänftigen können.
Doch nach der Brexit-Abstimmung wurden die Karten neu gemischt. Beide Partner suchten einen Grund, den Deal abblasen zu können. Denn: Nach der Brexit-Entscheidung war der neue Standort London nicht mehr durchsetzbar. Mit der Alternative Frankfurt konnte sich die LSE jedoch nicht anfreunden. Ein Kompromiss war nicht in Sicht. Das Verbot durch die Behörden war daher eine elegante Lösung, die Fusion ohne großen Streit zu beenden.
Bleibt abschließend noch die Frage, ob die geplatzte Fusion für uns Anleger positiv oder negativ ist. Ich bewerte das Platzen der Fusion zwischen der Deutschen Börse und der LSE eher positiv. Denn dadurch wird verhindert, dass die Deutsche Börse ihren Sitz nach London verlegt. Der Börsenplatz Frankfurt behält mindestens die Bedeutung, die er auch vorher hatte. Im Zuge des Brexits dürfte der Börsenplatz Frankfurt sogar noch aufgewertet werden.