Die Flüchtlingshilfe-Organisation Sea Watch hat Vorwürfe zurückgewiesen, mit ihren Rettungsaktionen auf dem Mittelmeer unterstütze sie das Geschäft der Schlepper. "Die Migranten kommen, weil es i...
Die Flüchtlingshilfe-Organisation Sea Watch hat Vorwürfe zurückgewiesen, mit ihren Rettungsaktionen auf dem Mittelmeer unterstütze sie das Geschäft der Schlepper.
"Die Migranten kommen, weil es ihnen schlecht geht", sagte Sea-Watch-Vorstandsmitglied Frank Dörner der "Welt".
"Wir helfen ihnen, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen, und dabei nicht zu sterben. Uns dafür verantwortlich zu machen, dass sie kommen, ist perfide." Der Chef der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, Fabrice Leggeri, hatte Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie Sea Watch vorgeworfen, das Geschäft der Schlepper zu befördern, indem sie die Flüchtlinge dicht vor der libyschen Küste aufgreifen und nach Italien bringen.
Österreichs Außenminister Sebastian Kurz bezeichne NGOs sogar als "Partner" der Schlepper. Ihre Rettungsaktivitäten motivierten Flüchtlinge zusätzlich. Dörner hält es für falsch, einen Zusammenhang zu sehen zwischen Seenotrettungsaktionen und der Bereitschaft der Flüchtlinge, sich auf den Weg zu machen. "Viele glauben, dass die Menschen rational abwägen, ob sie sich auf den Weg machen oder nicht. Mitnichten.
Die Leute sagen sich: Alles ist besser als das, wo ich herkomme - und wenn ich dabei sterbe, dann ist das halt so. Sie werden kommen, so oder so", sagte Dörner. Er übte seinerseits scharfe Kritik an der EU-Grenzschutzagentur.
"Frontex greift uns zwar an, verweigert aber das direkte Gespräch mit uns", sagte Dörner. Ihr Plan scheine zu sein, "möglichst wenige Akteure im Mittelmeer zu haben, die man bestmöglich kontrollieren kann, damit auch Aktionen in der legalen Grauzone ohne Öffentlichkeit möglich sind", so das Sea-Watch-Vorstandsmitglied.
"Dazu passt, die NGOs zu kriminalisieren". Sea-Watch-Vorstand Dörner zeichnet ein düsteres Bild der Lage auf dem Mittelmeer. "Die Todeszahlen werden leider auch weiter steigen", sagte der Arzt.
Zahlreiche zivile Seenotrettungsdienste seien unterwegs, aber viele der staatlichen und militärischen Akteure hätten sich zurückgezogen: "Wir werden allein gelassen. Es wird billigend in Kauf genommen, dass es in diesem Sommer noch mehr Tote geben wird".