Lieber Leser,
von den in den letzten Märztagen weiter gestiegenen Rohölpreisen konnte die Gazprom-Aktie nicht profitieren. Zumindest mitverantwortlich dafür dürfte der Umstand gewesen sein, dass der weltgrößte Gaskonzern erste Schritte in puncto Umstrukturierung des europäischen Geschäfts bekannt gegeben hat und die Radikalität der Maßnahmen einen recht hohen Ertragsdruck implizieren, unter dem die Russen stehen.
Deutscher Ableger verliert an Bedeutung
So sollen bei Gazprom Germania bis Ende 2017 einige Geschäftsbereiche gänzlich eingestellt und von den insgesamt 230 Mitarbeitern sollen laut „Handelsblatt“ rund 100 entlassen werden. Unter anderem sei die Einstellung sämtlicher operativer Tätigkeiten am Standort Berlin geplant. Ob Maßnahmen – wie angekündigt – noch im Verlauf dieses Jahres umgesetzt werden, wage ich jedoch zu bezweifeln, da Gazprom es meiner Erinnerung nach in der Vergangenheit mit der Einhaltung von Terminen häufig nicht ganz so genau nahm.
Vorgehensweise typisch für Gazprom
Grundsätzlich ist eine Verschlankung zugunsten einer besseren Rentabilität für Aktionäre natürlich begrüßenswert. Auf der anderen Seite ist die Art und Weise, wie der deutsche Ableger ohne nennenswerte Diskussionen vor vollendete Tatsachen gestellt wird, alles andere als erfreulich. Natürlich war Kommunikation noch nie die Stärke des russischen Quasi-Monopolisten. Dennoch sollte man sich ernsthaft die Frage stellen, ob man die Anteilsscheine eines Unternehmens, da so mit seinen Mitarbeitern umgeht, wirklich braucht. Zumal sich darin auch der starke politische Einfluss widerspiegelt und die Luft nach oben bei den Energiepreisen sukzessive dünner wird, da das Aufwärtspotenzial in diesem Sektor durch die Fracking-Technologie begrenzt ist.