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Wirecard: Nerven wie Drahtseile oder einfach nur naiv?

Lieber Leser,

am Montag hat der Hedgefonds „Canada Pension Plan Investment Board“ seine Leerverkaufsposition in der Wirecard-Aktie reduziert – um satte 0,05% von 1,00% auf 0,95% des Streubesitzes. Überhaupt bleiben die Leerverkäufer erstaunlich ruhig, obwohl die Aktie inzwischen bereits 3,00 Euro über dem bis zum 10. März gültigen Allzeithoch von 48,96 Euro vom Oktober 2015 notiert.

Erstaunlich ist dieses Verhalten angesichts der von 9 Hedgefonds insgesamt leerverkauften Wirecard-Anteile in Höhe von – halten Sie sich fest – wahnwitzigen 10,35% des Streubesitzes! Um Ihnen einmal eine Vorstellung zu vermitteln, von welchen Dimensionen wir hier eigentlich sprechen:

Der Wirecard-Streubesitz beträgt gemäß Definition der Deutschen Börse 93% des gesamten zugelassenen Kapitals von 123.565.586 Aktien, mithin also 114.915.995 Anteile. Nicht enthalten ist darin der Teil der Wirecard-Aktien, die sich in „festen Händen“ befinden.

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Bei einer Gesamt-Leerverkaufsposition von 10,35% des Streubesitzes sind dementsprechend rund 11.893.805 Wirecard-Aktien leerverkauft worden. Bei einem aktuellen Kurs von 51,96 Euro entspricht das einem Volumen von gigantischen 618,0 Mio. Euro! Wäre ich der Chef des Hedgefonds „Blue Ridge Capital“, dann würde ich derzeit Blut und Wasser schwitzen. Denn:

Dieser Hedgefonds hält allein 3,35% des Streubesitzes, mithin etwa 452.440 Anteile. Immerhin baute Blue Ridge seine Startposition von 1,36% Anfang Dezember 2015 zu Kursen um 47,00 Euro herum auf. Allerdings verdoppelte der Fonds seinen Einsatz im Februar / März 2016 zu Notierungen um etwa 35,00 Euro. Das restliche Drittel der Position wurde zu Kursen von etwa 40,00 Euro leer verkauft. Wenn wir einmal einen Einstandspreis von rund 41,00 Euro unterstellen, dann liegt der Verlust für Blue Ridge Capital aktuell bei fast 11 Euro je Aktie oder rund 4,98 Mio. Euro!

Die Rechnung ist einfach: Seit dem 10. März 2017, also ab Kursen von 48,96 Euro, schreibt schon rein rechnerisch JEDER involvierte Hedgefonds mit seiner Leerverkaufsposition in Wirecard VERLUSTE! Und wenn erst einmal ein oder zwei der Hedgefonds die derzeit noch demonstrierten Nerven verlieren, dann geraten die verbliebenen Leerverkäufer noch massiver unter Druck, ihre Positionen einzudecken. Das bedeutet jedoch:

Es kommen dann auf den Handel bis zu 11.893.805 zurückzukaufende Wirecard-Anteile zu. Bei einem durchschnittlichen Tagesumsatz von aktuell 508.000 Stücken (50-Tage-Durchschnitt, siehe Chart) würde es unglaubliche 23,4 Handelstage benötigen, um diese Käufe zu kompensieren. Tatsächlich würde das natürlich nicht ausreichen, da diese Aktien ja ZUSÄTZLICH zum täglich gehandelten Volumen als Käufe auf den Markt kommen!

Vielleicht wird Ihnen jetzt bewusst, welchen Kaufdruck das auf die Wirecard-Aktie auslösen wird? Ganz ehrlich: Ich möchte dann nicht der letzte Hedgefonds-Manager mit einer Leerverkaufsposition sein!

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