Eine Affäre um 50000 Dollar rückt die beiden renommiertesten deutschen Hand-
ball-Schiedsrichter, Bernd Ullrich und Frank Lemme, ins Zwielicht. Beide Referees
waren am 29. April 2006 im Rückspiel des Europapokals der Pokalsieger im Ein-
satz, als die russische Mannschaft von Medwedi Tschechow gegen das spanische
Top-Team BM Valladolid den Europapokal der Pokalsieger gewann. Am Tag nach dem
Finale wollten die beiden Magdeburger wieder nach Deutschland fliegen. Bevor sie
am Moskauer Flughafen Scheremetjewo die Maschine bestiegen, entdeckten Si-
cherheitsbeamte im Gepäck von Ullrich eine Plastiktüte, in die 50000 Dollar in bar
eingepackt waren. Das Geld wurde konfisziert, die beiden Männer aus Magdeburg
wurden vernommen und durften erst weiterreisen, nachdem sie eine Verzichts-
erklärung unterschrieben hatten. Was es mit diesem Geld auf sich hat, darüber gibt
es zwei Versionen. Ein Spitzenfunktionär des russischen Handballverbandes be-
hauptet, Ullrich und Lemme seien vor dem Spiel geschmiert worden. Medwedi
Tschechow hatte das Hinspiel in Spanien mit sieben Toren Differenz verloren, das
Rückspiel indes mit acht Toren Unterschied gewonnen. Ullrich und Lemme sehen
sich als Opfer eines Komplotts. Sie weisen den Verdacht von sich, Bestechungs-
geld für die Partie in Empfang genommen zu haben. Ullrich sagt, er wisse nicht, wie
die 50000 Dollar in seine Tasche geraten seien, erst bei der Kontrolle am Flugha-
fen sei ihm bewusst geworden, was er mit sich trage. Lemme sagt, dass er beim
Aufwärmen vor dem Spiel von einem Russen, den er kenne, angesprochen worden
sei. Er habe das Angebot abgelehnt. Den Namen will Lemme nicht nennen. Die Eu-
ropäische Handballföderation verpflichtet die Schiedsrichter, jeglichen Beste-
chungsversuch unverzüglich anzuzeigen. Ullrich und Lemme meldeten dem Deut-
schen Handballbund ihre Version des Falls aus dem April 2006 erst nach Ullrichs
Gespräch mit dem SPIEGEL Mitte dieser Woche. ER SPIEGEL 12/2009