Lieber Investor,
es ist verständlich, dass die Anleger das leidige Thema Bankenrettung irgendwann einmal leid sind und wir wissen auch, dass Themen, die über eine längere Zeit intensiv diskutiert werden, für uns allmählich ihren Schrecken verlieren. Trotzdem oder genau deswegen dürfen wir nicht nachlässig werden, denn die Gefahren verschwinden nicht dadurch, dass wir uns entschließen, einfach nicht mehr hinzugucken.
Diese Warnung gilt auf für die Goldanleger, hier besonders für die Fans von Goldminen mit einer Produktion in der Türkei. Bislang stand die Türkei als Produktionsstandort bei den Anlegern relativ hoch im Kurs. Das Land galt als rechtssicher und aussichtsreich. Dann kam der Putsch. Die Rechtssicherheit hat seitdem vorsichtig formuliert stark gelitten und aussichtsreich ist die Goldproduktion am Bosporus nur noch bedingt.
Geologisch ist das Land nach wie vor ein hervorragender Standort. Problematisch ist nun allerdings der Zeitraum unmittelbar nach der Produktion, denn die türkische Zentralbank hat sich ein Vorkaufsrecht auf die Goldproduktion des Landes gesichert. Es ist nicht so, dass das gesamte Gold an die Notenbank verkauft werden muss. Aber diese verfügt nun über die erste Option zum Kauf. Sie kann also kaufen, wenn sie das Gold kaufen will, und bezahlt wird selbstverständlich in türkischer Lira, nicht in US-Dollar.
Für einen Ankauf des Goldes in US-Dollar muss die Zentralbank ihre Devisenreserven angreifen. Das wird nicht immer gewünscht sein. Vor allem nicht in jenen Zeiten, in denen die Landeswährung gegenüber dem Ausland spürbar an Wert verliert. In diesen Momenten wird eine Notenbank ihre Devisen behalten und ihre Goldreserven weiter ausbauen wollen.
Selbstbedienung auf türkisch
Normalerweise geht das nicht. Es sei denn, man sitzt als Notenbank quasi direkt auf der Goldader. Im Fall der Türkei ist dieser glückliche Umstand nun gegeben. Wenn die türkische Zentralbank will, kauft sie in Zukunft das Gold des Landes, immerhin 27,5 Tonnen im letzten Jahr, für türkische Lira, die sie ohne nennenswerte Kosten aus dem Nichts heraus leicht erschaffen kann.
Wenn ein auf Papier gedrucktes Zahlungsversprechen gegen echtes Gold getauscht wird, muss man sehr genau hinsehen, um die Frage zu entscheiden, wer den größeren Vorteil aus diesem Geschäft zieht.
Auch wenn die türkische Notenbank noch nicht sofort mit Goldkäufen im großen Stil beginnt, so ist die Intention dennoch klar: Die eigene Bilanz muss dringend durch das werthaltige Gold gestärkt werden und dieses muss seinen früheren Besitzern notfalls mit Papiergeld, dem man nicht ausweichen kann, gestohlen werden.
Ob es so kommen wird, bleibt abzuwarten. Die Basis für einen derartigen Betrug ist zumindest gelegt und die Macht setzt sich wieder einmal schamlos durch, denn so, wie sich in Italien die Steuerzahler nicht gegen die neuen Kosten der Bankenrettungen wehren können, dürfen in der Türkei die Goldproduzenten nicht mehr an die Kunden ihrer Wahl verkaufen, sondern müssen ihre Ware an einen Abnehmer verkaufen, von dem sie wissen, dass er ihnen, wenn es hart auf hart kommt, nur wertloses Papier überreichen wird.