Der Streit ums Bankgeheimnis eskaliert. Insbesondere die Schweiz fühlt sich vom Vorgehen der Deutschen in ihrer Existenz bedroht. Jetzt meinen viele Schweizer, nichts weniger als die nationale Identitätstehe auf dem Spiel.
Entsprechend wortgewaltig schweizer Politiker. Von "Wirtschaftskrieg" gegen die Schweiz ist die Rede, von "gnadenlosem Konkurrenzkampf" mit anderen Finanzplätzen,und von einem drohenden "Totalabsturz" der Wirtschaft. Und daran ist Deutschland und Steinbrück schuld.
Für besondere Aufregung sorgte ein Zitat des deutschen Finanzministers. Dieser soll am Rande eine Treffens der G-20-Finanzminister amvergangenen Wochenende gesagt haben, die von der OECD erarbeiteteschwarze Liste mit Steueroasen sei "die siebte Kavallerie vor Yuma, dieman auch ausreiten lassen kann". Sie müsse aber nicht unbedingtausreiten: "Die Indianer müssen nur wissen, dass es sie gibt."
Damit avancierte Steinbrück zum meistgehassten Deutschen in der Schweiz. In Internetforen wird öffentlich ein Einreiseverbot deutscher Politiker gefordert, die schweizer Volksseele kocht.
«Peer Steinbrück definiert das Bild des hässlichen Deutschen neu. Ererinnert mich an jene Generation von Deutschen, die vor sechzig Jahrenmit Ledermantel, Stiefel und Armbinde durch die Gassen gegangen sind», sagte der CVP-Nationalrat Thomas Müller (SG), in einer Sonderdebatte zum Finanzplatz Schweiz - was Unruhe im Saalauslöste. Müller verrechnete sich offensichtlich. Er wollte auf 1939anspielen, was bereits 70 Jahre her ist.
Die (schweizer)FDP-Fraktionschefin Gabi Huber (UR) bezeichnet «dasGrossmachtgehabe des deutschen Finanzministers» als unerträglich. DerChristdemokrat Pirmin Bischof (SO) erinnerte in Anspielung auf eineAussage Steinbrücks, dass am 25. Juni 1876 die Indianer, als sie vonder Kavallerie angegriffen wurden, dieser eine vernichtende Niederlagezugefügt hätten.
Der Sozialdemokrat Steinbrück habe offensichtlich MüheKarl Marx und Karl May zu unterscheiden. Und schliesslich rangen sichauch die Sozialdemokraten zu einer Stellungnahme über ihren deutschenGenossen durch: Die Äusserungen Steinbrücks seien unerträglich, sagteHildegard Fässler (SG).