Im Vorfeld des G20 Gipfels mehren sich die Stimmen für Veränderungen des Währungssystems bis hin zu einer neuen globalen Währung. Die Hauptspekualtionen richten sich dabei auf die Rolle des IWF und den sogenannten "Sonderziehungsrechten". Diese könnten durchaus zu einer globalen Schattenwährung werden, so sehen es einige Beobachter.
In dem Ruf nach Währungsreform schaltet sich nun auch die Uno ein. Die Uno-Entwicklungsorganisation Unctad favorisiert die Rückkehr zu festen Wechselkursen und fordert im Prinzip, dass sich diese Kurse an einer neuen "Leitwährung" orientieren.
Die FTD berichet:
"Mehrseitige oder sogar weltweite Wechselkursvereinbarungen sind nötig, um zu globaler Stabilität zurückzufinden", schreiben die Unctad-Volkswirte in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie. Neben der laxen Regulierung des Finanzsektors sei das Fehlen fester Regeln zum Gegensteuern bei Währungsschwankungen verantwortlich für die derzeitige Krise rund um den Globus.
Damit knüpft die Unctad an eine Forderung des britischen Premiers Gordon Brown, von Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy und Jean-Claude Trichet, dem Chef der Europäischen Zentralbank, an. Sie plädierten für ein neues "Bretton Woods", damit Finanzkrisen gar nicht erst entstehen, zumindest aber glimpflicher ablaufen als die aktuelle. Seit vergangenem Oktober hat die Troika ihre Forderung allerdings nicht wiederholt.
Im Abkommen von Bretton Woods aus dem Jahr 1944 verpflichteten sich 29 Länder unter anderem, ihre Währungen zu einem festen Kurs an den Dollar zu binden. Wichen die Kurse am Markt zu stark von den Vorgaben ab, mussten die Staaten mit Devisenkäufen oder -verkäufen intervenieren. Das System brach 1973 zusammen, weil die USA seit Mitte der 60er-Jahre den Vietnamkrieg zunehmend mit der Notenpresse finanziert hatten. Der Dollar geriet unter Abwertungsdruck, was die anderen Staaten wegen ihrer Interventionspflicht in die Bredouille brachte. Seitdem dominieren weltweit freie Wechselkurse. Der Unctad-Studie zufolge haben freie Kurse "ungezügelte Spekulationen" ermöglicht. Seit Sommer 2007 hat zum Beispiel der japanische Yen gegen die isländische Krone um 60 Prozent aufgewertet.
Die Ökonomen kommen zu dem Schluss, die meisten Versuche einzelner Länder, ihre Wechselkurse einseitig zu stabilisieren, seien gescheitert. Immer mehr Entwicklungsländer versuchten, ihre Währungen auf relativ niedrigem Niveau zu stabilisieren. Das führe zu beträchtlichen Überschüssen in der Leistungsbilanz sowie zum Anhäufen riesiger Dollar-Reserven. "Diese Praxis wird weitgehend als suboptimal angesehen."
Ein Ausweg ist der Unctad zufolge ein "regelbasiertes globales Finanzsystem, das gleiche Bedingungen für alle Beteiligten schafft". Die Voraussetzung dafür seien feste Wechselkurse. "Ein fester Wechselkurs auf einem angemessenen Niveau ist entscheidend für einen erfolgreichen Außenhandel, Wachstum, Beschäftigung und den Aufholprozess der Entwicklungsländer", heißt es in der Studie, die Unctad-Chefvolkswirt Heiner Flassbeck leitete. Er war Staatssekretär unter Ex-Finanzminister Oskar Lafontaine (SPD). Das ist nach Meinung von Flassbecks Team auch bei einer "relativ freien Bewegung" von Kapital möglich. Eine globale Institution müsse die Führungsrolle übernehmen. Das könnte der Internationale Währungsfonds sein - der dann allerdings grundlegend umgebaut werden müsste. Oder eine neu zu schaffende globale Organisation. Zudem müsste sich die Staatengemeinschaft auf Leitwährungen verständigen. Gegen diese Währungen seien die Wechselkurse der andockenden Länder stabil.
--->Uno-Ökonomen für neues Währungssystem