Auch ein Jahr nach dem 249 Millionen Euro teuren Kauf der Werften in Wismar und
Rostock-Warnemünde durch russische Investoren warten die ostdeutschen Schiff-
bauer noch immer auf die versprochenen neuen Aufträge. Die Käufer hatten damit
geworben, eng mit dem russischen Staat verbunden zu sein und Aufträge in Milli-
ardenhöhe für Spezialschiffe und Flüssiggastransporte in Aussicht gestellt.
Wadan Yards, das Unternehmen der neuen Besitzer, gehört inzwischen zu 99 Pro-
zent zwei auf Zypern und den British Virgin Islands registrierten Firmen, hinter de-
nen die Moskauer Geschäftsleute Andrej Burlakow und Jewgenij Sarizki stehen. In
der russischen Hauptstadt vermuten Marktexperten und -insider, dass für den Kauf
der deutschen Werften Gelder des Staatsunternehmen FLC (Financial Leasing
Company) abgezweigt, das neue Unternehmen dann aber privatisiert wurde. FLC-
Chef Nail Maljutin sagte: „Ich warne die deutsche Regierung vor diesen Leuten und
davor, dass Wünschenswerte für die Wirklichkeit zu halten.“ Nach einer internen
Untersuchung deute alles daraufhin, „dass sie sich mittels eines betrügerischen
Schemas an Staatsgeldern bedient haben, um die Werften zu kaufen“.
Der Wadan-Yards-Miteigentümer Andrej Burlakow wies diese Vorwürfe gegenüber
dem SPIEGEL zurück und kündigte den Bau von vier Passagierschiffen an, von de-
nen jedes 250 Millionen Euro koste. „Schon vor diesem Sommer können die Ar-
beiten auf den deutschen Werften beginnen“, sagte er.
Zur Stützung der Werften musste die rot-schwarze Landesregierung bereits im De-
zember einen Kredit von 60 Millionen Euro gewähren, um die laufenden Rechnun-
gen zu begleichen. Ein vom Bund verbürgter Kredit der Staatsbank KfW-Ipex und der
Deutschen Bank über 180 Millionen Euro sichert die verbliebenen zwölf Aufträge
der Werften ab. Diese hatten die norwegischen Vorbesitzer akquiriert. Kommen kei-
ne neuen hinzu, droht den Werften im Spätsommer des nächsten Jahres der Still-
stand. DER SPIEGEL 13/2009