Dabei sollte man seinen Blick nicht nur auf die absolute Verschuldung oder auf die Verschuldung in Abhängigkeit vom BIP richten. Wichtiger erscheint und die Verschuldungsdynamik zu sein. Diese lässt sich – genauso – wie die Teuerungsdynamik am besten in der Veränderungsrate gegen-über dem Vorjahr ausweisen. Der Blick auf den folgenden Chart fördert einige Erkenntnisse zu Tage.
Hinweis: Grafiken am besten sichtbar mit Firefox Browser. Unter Windoes IE kommt es zu Verzerrungen. Original hier: ---> www.wellenreiter-invest.de Erstens ist abzulesen, dass im vergangenen Jahrhundert zwei Perioden mit extremer Ver-schuldungsdynamik existierten. Es waren die Zeiträume, in denen die beiden Weltkriege stattfanden. Die Verschuldungsrate erreichte 1917 einen Spitzenwert von 155 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 1942 wurde ein Anstieg von knapp 90 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt. Diese beiden Spitzen sind auf dem obigen Chart gekappt. Zweitens lässt sich insgesamt ein Zusammenhang zwischen Staatsverschuldung und Inflationsrate erkennen. In der Regel steigt mit zunehmender Verschuldungsdynamik auch die Inflationsrate. Allerdings gibt es Ausnahmen. So stieg die Verschuldung zwischen 1930 und 1932 deutlich an. Dennoch fiel die Inflationsrate bis 1932 in den Bereich von minus 10 Prozent (grüner Doppelpfeil). Eine weitere Ausnahme stellt die Bewegung Anfang der 80er Jahre dar (schwarzer Doppelpfeil). Damals schob Ronald Reagan die Wirtschaft durch die Staatsverschuldung hochtreibende Steuerentlastungen an („Reaganomics“). Dennoch fiel die Inflationsrate damals von 15 auf 5 Prozent. Aktuell befindet sich die Verschuldungsdynamik im Bereich von 20 Prozent, während die Inflationsrate um null stagniert. Damit hat die Verschuldungsdynamik diejenige des Jahres 1932 erreicht. Wirft man einen Blick auf die Veränderung der Geldmenge M2 und die US-Inflationsrate, so wird ebenfalls ein Zusammenhang deutlich.
Während die Geldmenge M2 zwischen 1930 und 1932 deutlich fiel (schwarzer Pfeil) und damit die Deflation beschleunigte, ist aktuell ein Anstieg der Geldmenge erkennbar. Eine Aufwärtsbewegung der Geldmenge lässt normalerweise eine ausgedehnte Phase der Deflation nicht zu – jedenfalls nicht in den vergangenen 110 Jahren in den USA. Fazit: Die Verschuldungsdynamik hat diejenige des Jahres 1932 erreicht. 1932 war das Jahr, in dem die US-Inflationsrate einen wichtigen Tiefpunkt markierte – übrigens auch die US-Aktienmärkte. Hinzu kommt, dass eine Geldmengenausweitung wie aktuell üblicherweise kaum Deflation zulässt. Wir schließen aus den oben genannten Charts, dass die aktuellen Maßnahmen von US-Zentralbank und der US-Regierung durchaus das Potential haben, der Deflation Einhalt zu gebieten. Verschuldung hat historisch betrachtet einen positiven Einfluss auf die Inflationsrate. Insgesamt wird die Steuerung jedoch schwieriger, die Gefahr einer überschießenden Inflation bei zuviel Stimulus größer. Das Kernproblem: Niemand weiß, wann zuviel zuviel ist. Bernanke nicht, Geithner nicht, Obama nicht. Deshalb geben sie an dieser Stelle soviel Gas wie nur irgend möglich. Bremsen kann man später immer noch, so lautet die Leitlinie. Die Märkte sind und bleiben keine Einbahnstraße, sondern bewegen sich zyklisch. Man muss sich die Auswirkungen der Austarierungsversuche der Fed so vorstellen wie eine Brücke, die – z.B. durch im Gleichschritt marschierende Soldaten - immer stärker in Schwingungen gerät. Die Schwingungen werden stärker und stärker, die Brücke beginnt sich aufzubäumen, und dann bricht sie. Hoffen wir, dass die Soldaten zu marschieren aufhören, bevor die Brücke zusammenbricht. Wir gehen davon aus, dass die Schwingfrequenz der Märkte in den kommenden Monaten eher nachlassen wird, bevor sie sich wieder dynamisch negativ verstärkt.
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Führt Verschuldung zu Inflation?
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