Liebe Leser,
inzwischen sind immer mehr Details über das Vorgehen des Tatverdächtigen im Fall des Bombenanschlags auf den BVB-Mannschaftsbus durchgesickert. Zunächst hieß es in den Medienberichten, dass die Finanzaufsicht BaFin verdächtige Käufe im Umfeld der Tat bemerkt habe. Doch „Spiegel Online“ und „BILD“ berichten nun übereinstimmend, dass in Wahrheit die comdirect einen entscheidenden Tipp an die Ermittler gegeben habe.
Auffällige Bewegungen
So viel steht bereits zweifelsfrei fest: In zeitlicher Nähe zum Anschlag wurde mehrfach über die IP-Adresse des Hotels „L’Arrivée“, in dem sowohl das Team von Borussia Dortmund als auch der Tatverdächtige logierten, die Seite von comdirect aufgerufen. Die Direktbank hatte ihrerseits festgestellt, dass es rund um den Anschlag hohe Zukäufe bei Put-Optionsscheinen der BVB-Aktie gab, also bei Wetten auf einen Kursverfall. Diese Information hatte die Bank an die Sonderkommission weitergeleitet. Und für die Beamten fügte sich dadurch das Puzzle zusammen. Sie konnten jetzt nachvollziehen, welches Motiv den mutmaßlichen Täter antrieb.
Um welche Gewinne ging es?
Wie viel der Beschuldigte letztlich investiert hat, ist immer noch unklar. In den Medien schwanken die Angaben zwischen 50.000 und knapp 100.000 Euro. Da würde ich auf genaue Angaben der Bundesanwaltschaft warten. Ich habe in den vergangenen Tagen bereits am Beispiel von einem Optionsschein mit einem 80er-Hebel und einem Einsatz von 2.500 Euro bei einem Kursverlust von 50 % durchgerechnet, um welche Summen es hier eigentlich ging.
Das wäre zum Beispiel ein denkbares Kursszenario gewesen, wenn es tatsächlich zu Toten und Schwerverletzten unter den Spielern gekommen wäre. Schon bei diesem geringen Geldeinsatz hätte der Täter dann 100.000 Euro erzielen können. Bei entsprechend höheren Einsätzen zwischen 50.000 und 100.000 Euro wäre der Gewinn natürlich noch sehr viel höher ausgefallen. Sie können es sich selbst ausrechnen (Faktor 40 oder 4.000 %).
Rechnung ohne den Wirt
Aber dabei hat der Täter scheinbar die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn solche Aktiengeschäfte laufen quasi öffentlich ab, weil eben entscheidende Marktteilnehmer Zugriff auf die Informationen haben. Zudem hat der Mann laut Medienberichten überhaupt keinerlei Anstrengungen unternommen, seine Identität zu verschleiern. Von einer wirklich professionellen Vorgehensweise kann also nicht die Rede sein.
Deswegen war das Attentat selbstverständlich nicht minder gefährlich. Denn die Bomben verfügten nach Erkenntnis der Ermittler über eine verheerende Sprengkraft. Nur weil der Täter zwei weitere Fehler beging (falsche Anbringung einer Bombe + zu späte Zündung), hielt sich der angerichtete Schaden in Grenzen – zum Glück.
EinBeitrag von Mark de Groot.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse