Liebe Leser,
einen Tag nach Verkündigung der vorläufigen Quartalszahlen zog das Analysehaus Montega mit einer überarbeiteten Aktienstudie nach. Die Experten stuften ihre Empfehlung von „Halten“ auf „Kaufen“ hoch und passten das Kursziel von 2,20 auf 2,30 Euro an.
Montega ist derzeit neben Equinet die einzige Research-Agentur, welche die Aktie von ad pepper analysiert. Allerdings stammt die letzte Studie von Equinet noch aus dem Oktober (Stand 22. April). Fraglich also, ob das Haus den Online-Werbevermarkter aktuell noch covert. Im März, nachdem das Unternehmen die ersten Eckdaten zum Auftaktquartal bekannt gab, hatte Montega noch kräftig abgestuft: Von „Kaufen“ auf „Halten“ und von Kursziel 3,10 auf 2,20 Euro. Warum jetzt der kurzfristige Sinneswandel?
Gesunde Finanzlage
Ich hatte es in meiner Einschätzung vom vergangenen Mittwoch bereits angedeutet: Operative Verluste sind nie schön. Vor allem, wenn man zeitgleich einen Rekordumsatz einfährt. Das lässt außenstehende Beobachter schnell an der Profitabilität zweifeln. Doch zum einen verfügt ad pepper augenscheinlich über eine gesunde Finanzstruktur, um solch eine kurzfristige Durststrecke überstehen zu können. Zum anderen hält sich der Verlust von mehreren Hunderttausend Euro in überschaubarem Rahmen, sodass eine Kompensation noch in diesem Geschäftsjahr möglich erscheint.
Ähnlich wertet auch Montega das Geschehen. Die höheren Kosten kamen vorwiegend durch Einmaleffekte im Segment Webgains zustande. Zum einen musste ad pepper Abfindungszahlungen leisten. Zum anderen implementiert man gerade IBM Watson und muss entsprechende Investitionen tätigen. Diesbezüglich hat Montega gute Nachrichten. Nach Einschätzung der Analysten dürfte das System bereits im 2. Halbjahr in Betrieb gehen und sich bald positiv aufs Ergebnis auswirken.
Was zu denken gibt
Zu denken gibt mir eher folgender Satz aus der Studie: „Der Druck der Großkunden (u.a. Nike) konnte […] nicht vollends durch höhermargiges Provisionsgeschäft mit kleineren Kunden kompensiert werden.“ Mein Problem mit dieser Äußerung: Wieso sollte sich dieser Umstand in Zukunft ändern? Wenn die Großkunden geringere Preise durchdrücken konnten, werden sie davon kaum abrücken. Dazu ist ihre Macht zu groß.
Summa summarum halten die Analysten jedoch den kräftigen Kursabschlag, den die Aktie seit März hinnehmen musste, für übertrieben. Daher rührt die aktuelle Hochstufung des Wertpapiers. Die Sache ist nicht ohne Ironie. Ich denke, Montega war mit dem Analystenkommentar im März nicht ganz unschuldig daran, dass der Kurswert auf rund 2 Euro abgestürzt ist. Sehen wir es positiv: Vielleicht funktioniert es nun auch in umgekehrter Richtung.
EinBeitrag von Mark de Groot.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse