Liebe Leser,
kommt diese Nachricht zur Unzeit oder genau zum richtigen Zeitpunkt? Biotest hat am frühen Mittwochabend eine Gewinnwarnung veröffentlicht. Im Normalfall würde der Aktienkurs am Folgetag in die Knie gehen. Doch bekanntlich hat ein Investor bereits ein konkretes Übernahmeangebot für Stamm- und Vorzugsaktien unterbreitet. Folglich wird der Kurs kaum reagieren. Es sei denn, der Kaufinteressent will nun angesichts der Nachricht nachverhandeln.
Was ist passiert?
Biotest ruft bestimmte Chargen von Albiomin zurück. Dabei handelt es sich um Humanalbumin, das zur Stabilisierung des Kreislaufes eingesetzt wird. Das Mittel dient in der Intensivmedizin zur Versorgung von Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen an Nieren oder Leber sowie bei Verbrennungsopfern.
Biotest hat sich laut eigenen Angaben freiwillig zum Rückruf entschlossen, sich aber zuvor mit den zuständigen Aufsichtsbehörden abgestimmt. Die Entscheidung wird sich aber offensichtlich auf Umsatz und Ertrag auswirken – und zwar möglicherweise ganz erheblich. Ich zitiere deshalb wörtlich: „Vorsorglich reduziert die Biotest AG ihre Umsatzprognose von einem Anstieg im niedrigen einstelligen Prozentbereich auf Vorjahresniveau und die Gewinnprognose (EBIT) von 46 bis 48 Mio. EUR um etwa 25 bis 30 Mio. EUR.“
Glück im Unglück
Das EBIT fällt also möglicherweise um mehr als die Hälfte? Oha! Da würde der Kurs unter normalen Umständen aber am Folgetag aber mal so richtig abschmieren. Okay: Das Unternehmen weist ausdrücklich darauf hin, dass man derzeit die Folgekosten noch nicht genau beziffern kann. Die Absenkung der Prognose entspricht also vermutlich eher einem Worst-Case-Szenario.
Dennoch: Hätte man den Deal nicht bereits so gut wie in der Tasche, wäre es jetzt düster bestellt um den Kurswert. Damit dürften sich auch jene zarten Hoffnungen erledigt haben, dass beim Kaufpreis vielleicht noch ein wenig mehr herauszuschlagen sei. Anders ist ja kaum plausibel zu erklären, warum der Kurswert der Vorzugsaktie leicht über dem Kaufgebot notierte. Angesichts der jetzigen Verhandlungsposition von Biotest dürfte sich aber kein Käufer dieser Welt auf etwaige höhere Forderungen einlassen.
EinBeitrag von Mark de Groot.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse