Nehmen wir einmal an, Sie sind selbständig und haben sich ein äußerlich anscheinend brauchbares Auto für 15.000 Euro per Autokredit zugelegt. Sie dachten, Sie hätten ein Schnäppchen gemacht und sicher ein paar tausend Euro gespart. Leider stellten Sie nur wenig später fest, dass Sie in Wirklichkeit einen schrottreifen Unfallwagen erworben haben, Restwert bestenfalls 2.000 Euro. Die Differenz müssen Sie nun abschreiben, denn der Händler ist längst über alle Berge verschwunden.
Der Schrottauto-Investmentfonds
Wären Sie in so einer Situation nicht froh, wenn ein wohlmeinender Politiker des Weges käme und Ihnen anböte, die Klapperkiste mit Hilfe eines „Schrottauto-Investmentfonds“ für, sagen wir: 14.000 Euro, wieder abzunehmen?
Die Mittel des Fonds für den Ankauf Ihres Wagens sollen über private Investoren (1.000 Euro), den Steuerzahler direkt (weitere 1.000 Euro) und staatlich verbürgte Kredite (12.000 Euro) aufgebracht werden. Der Finanzpolitiker scheint recht optimistisch: Wenn Ihre Schrottlaube später mit Gewinn verkauft werden könne, würden dieser hälftig zwischen Steuerzahler und Privatinvestor geteilt.
Im Verlustfall würden die Steuerzahler nicht allein im Regen stehen. Der Privatinvestor würde seine 1.000 Euro ja ebenso verlieren. Ihr erster Gedanke wird sein, dass kein privater „Investor“ so dämlich sein könne, 1.000 Euro darauf zu verwetten, Ihr Auto jemals für mehr als 14.000 Euro zu verkaufen. Schließlich haben Sie überall herum erzählt, dass Ihr Wagen ein mieser Schrotthaufen und das ganze Geschäft ein Reinfall gewesen sei. Doch plötzlich kommt Ihnen eine Idee und siehe da: ein paar Tage später bietet ein naher Verwandter mit Hilfe des Fonds 14.000 Euro für Ihr Auto.
Natürlich bietet niemand mehr und so geht Ihr Wagen für 14.000 Euro an den „Schrottauto-Investmentfonds“. Ihr Verwandter muss nun die 1.000 Euro „Selbstbeteiligung“ einzahlen und weiß, dass er die vermutlich nicht wieder sieht. Kein Problem für ihn, denn Sie haben ihm die Summe aus eigener Tasche zuvor zugesteckt. Das Geld sind Sie also los, haben auf diesem Wege aber auch Ihre Schrottmühle, die keine 2.000 Euro mehr wert war, ganz legal für 14.000 Euro an den Mann bzw. den Fonds gebracht. Nach Abzug der 1.000 Euro für den „Privatinvestor“ bleiben immer noch 13.000 Euro für Sie. Ihre Bilanz ist gerettet.
Geithner lädt Investmentindustrie zur Plünderung ein
Warum erzählen wir Ihnen dass alles? Natürlich gibt es keinen Altauto-Investmentfonds. Der wirkliche Name lautet: Public-Privat-Investment-Funds (PPIF) und dieser Fonds soll auch keinen Autoschrott sondern Kreditgiftmüll von Banken aufkaufen. Der feine Herr, der sich das ganze ausgedacht hat, ist der neue US-Finanzminister Tim Geithner.
Gemäß dem G-Plan (steht für Geithner-Plan) soll der amerikanische Steuerzahler 75 bis 100 Mrd. USD in diesen PPIF einzahlen, private Investoren nochmals die gleiche Summe und dann kommen zusätzliche, von der Einlagensicherungseinrichtung FDIC verbürgte Kredite der US-Notenbank im Gesamtwert von bis zu 1.200 Mrd. USD hinzu. Insgesamt kann der Fonds dann Hypotheken- und anderen Kreditschrott für bis zu 1.400 Mrd. USD (oder 1,4 Billionen USD, wir sollten uns langsam an den Begriff „Billion“ gewöhnen!) aufkaufen.
Die Preisfindung für den Aufkauf der toxischen Papiere soll den „privaten Investoren“ überlassen bleiben. Und: Oh Wunder: seit dem Bekanntwerden des Plans sollen mehrere US-Großbanken begonnen haben, aggressiv Hypothekenschrottpapiere aufzukaufen. Schrott, den man später mit Gewinn dem neuen Geithner-Fonds andrehen kann. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Basis für Crack-up-Boom gelegt
Nachdem die US-Notenbank ganz offiziell zum Gelddrucken übergegangen ist, geht die Regierung nun mit dem G-Plan einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Crack-up-Boom: Die Bankbilanzen müssen schnellstens saniert werden, damit die Kreditvergabe wieder in Gang kommt.
Mit dem G-Plan stehen die Chancen hierfür gar nicht schlecht. Spekulanten können mit staatlichen Garantien ihren Einsatz um das 6fache Hebeln. Sollten sich keine echten Privatinvestoren finden, so können die Banken immer noch eigene Hedgefonds gründen, analog zum oben genannten „nahen Verwandten“, die mit Bankengeld alimentiert dafür sorgen, dass der Kreditmüll von der Bankbilanz zu hohen Preisen in den Geithner-Fonds transferiert werden kann.
Wenn es gut geht, wird man an den Gewinnen beteiligt, wenn nicht, trägt letztendlich der Steuerzahler fast das gesamte Risiko. Sollte es den Banken mit Hilfe des G-Plans gelingen, ihre Bilanzen schnell zu bereinigen, so bestehen kaum noch Gründe für eine restriktive Kreditvergabe.
Es darf ohnehin davon ausgegangen werden, dass dieses Staatsgeschenk (Beute wäre der passende Begriff) mit der Maßgabe verknüpft wurde, in der Folge wieder deutlich freigiebiger Kredite zu vergeben. Wenn aber die Banken mit all der aktuell vorhandenen Liquidität die Kreditvergabe wieder ankurbeln, dann kommt die Inflation ins Laufen.
Let’s crack-up the System
Natürlich kann man nun damit argumentieren, dass es für den G-Plan irgendwann eine Retourkutsche geben wird, nämlich ausufernde Staatsverschuldung und in der Folge galoppierende Inflation. Aber genau das ist ja das Kennzeichen des von uns prognostizierten Crack-up-Booms und damit einhergehend eines neuen inflationär getriebenen Bullenmarktes. Der jüngste Aufschwung an den Börsen könnte bereits der Beginn dessen sein.
Aber es versteht sich von selbst: Das wird eine heftige Angelegenheit, denn so sehr die Börsen in nächster Zeit wahrscheinlich nach oben gehen werden, so sehr wird es mit Staat, Gesellschaft und mit Teilen der Wirtschaft nach unten gehen.
Fazit