Liebe Leser,
es gibt Konzerne, die haben ihren Ruf weg; so auch der französische Versorger-Konzern Electricité de France (EDF): „Zu viel Atomkraft, so unflexibel“, heißt es oft im Zusammenhang mit EDF.
Doch stimmt das überhaupt?
Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, sämtliche Firmen in unserem Analyse-Universum regelmäßig unter die Lupe zu nehmen, um ehemals verschmähte, die zu echten Perlen heranreifen, frühzeitig für Sie zu entdecken. Ob das auch bei EDF der Fall ist? – Lesen Sie unsere Analyse!
EDF: Ein Kurzportrait
EDF ist der größte Stromerzeuger der Welt. Das Unternehmen betreibt 73 Atomkraftwerke in Frankreich und Großbritannien und nimmt damit weltweit die Spitzenposition ein. Außerdem betreibt EDF das größte Stromnetz Europas. Der französische Staat hält 59,4% der Anteile und dominiert den Konzern. Mehr als die Hälfte der Umsätze werden in Frankreich erwirtschaftet.
Wir erwarten sinkende Umsätze und Gewinne
EDF musste im vergangenen Jahr rund 1/3 seiner Atomreaktoren in Frankreich vom Netz nehmen, um sie erhöhten Sicherheits-Überprüfungen zu unterziehen.
Der Umsatz und operative Gewinn waren daher rückläufig. Auch der Nettogewinn lag um 15,3% unter dem Vorjahres-Niveau, wenn man Einmal-Effekte wie niedrigere Abschreibungs-Verluste und veränderte Abschreibungs-Methoden ausklammert.
Für 2017 ist laut CEO Lévy keine Besserung in Sicht: Niedrigere Preise in Frankreich und Großbritannien sowie anstehende Reaktor-Überprüfungen oder Schließungen werden zu einem weiteren Rückgang der atomaren Stromerzeugung führen.
Folglich gehen wir von einem sinkenden Umsatz und Gewinn aus. Die Konsolidierung und die Aufbesserung der Finanzen haben für EDF bis 2018 höchste Priorität. Kosten-Einsparungen, eine Kapital-Erhöhung und Geschäfts-Verkäufe sollen dazu beitragen. Es drückt eine Nettoverschuldung von 34,7 Mrd. € und es stehen hohe Investitionen an:
- Der Bau der 2 Atomreaktoren im britischen Hinkley soll 21 Mrd. € kosten. Die britische Regierung hat dem Bau der ersten Atomreaktoren in der EU seit dem Unglück von Fukushima im Herbst zugestimmt.
- Die Modernisierung der französischen Atommeiler in den kommenden 10 Jahren wird mit 50 Mrd. € beziffert.
- Hinzu kommen die 2,5 Mrd. € für den geplanten Kauf der Atomkraft-Sparte von Areva.
Wir bleiben für Sie am Ball!
Aufgrund des schwachen Marktumfelds, den großen politischen Einflüssen, der hohen Verschuldung und den Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit den anstehenden Großprojekten ist EDF mit vielen Risiken behaftet.
Wir sehen bei EDF noch keinen gravierenden Umschwung zum Positiven. Eine Perle ist die Aktie auf keinen Fall! Aber wir werden am Ball bleiben und EDF wie hunderte andere Unternehmen regelmäßig genau unter die Lupe nehmen.
EinBeitrag von Jens Gravenkötter.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse