Liebe Leser,
bei der bmp Holding und der DF Deutsche Forfait werden in diesem Jahr die Karten neu gemischt. Dennoch ist die jeweilige Ausgangslage eine völlig andere, wie die jüngst von beiden Unternehmen vorgelegten Geschäftsberichte zeigen.
bmp Holding: Gewaltiger Jahresverlust hat Konsequenzen für Matratzen-Tochter
Laut dem am 28. April veröffentlichten Geschäftsbericht hat die bmp Holding beim Konzernergebnis einen Jahresverlust von 9,6 Mio. Euro angehäuft – bei einem Gesamtumsatz von 14,4 Mio. Euro wohlgemerkt. Beim Ergebnis nach Anteilen Dritter stehen immerhin noch -2,2 Mio. Euro zu Buche. Wie ist dieses Debakel zu erklären?
Die gute Nachricht: Ein Großteil der Verluste (6,6 Mio. Euro) ist auf Wertberichtigungen zurückzuführen, die nicht die Liquidität des Unternehmens betreffen. Hintergrund: Die bmp hatte 2015 beschlossen, die 19 Unternehmensbeteiligungen aus dem Bereich Venture Capital zu veräußern. 11 Beteiligungen konnte man ungefähr für den vorgesehenen Preis verkaufen. Insgesamt erzielte man damit 8 Mio. Euro. Bei den übrigen acht Ventures waren jedoch Anpassungen notwendig. Dabei kam es in einem Fall durch Insolvenz (iversity) und in anderen Fällen infolge purer Vorsicht zu erheblichen Korrekturen des Buchwerts.
Aber neben Verlusten aus den aufgegebenen Geschäften verzeichnete bmp auch ein negatives Ergebnis von 1,3 Mio. Euro im operativen Tagesgeschäft, das die Töchter Grafenfels, Matratzen Union Gruppe und sleepz erwirtschaftet haben. Diese Entwicklung hat nun Konsequenzen. Der Vorstand plant, „die Geschäftstätigkeit der Tochtergesellschaft Grafenfels Manufaktur GmbH nicht in der bisherigen Form weiterzuführen“.
Zur Erläuterung: bmp unterhält zahlreiche Internet-Verkaufsplattform für den Themenbereich Schlafen (Matratzen, Bettwaren, Möbel). Grafenfels war der Versuch, mit einer Matrazen-Eigenmarke auch als Produzent tätig zu werden. Doch unterm Strich hat die Sparte 2016 einen Verlust von 800.000 Euro eingefahren, während die Einnahmen bei überschaubaren 100.000 Euro lagen. Der Vorstand will deshalb „das Konzept noch im ersten Halbjahr 2017 auf den Prüfstand stellen und gegebenenfalls modifizieren“, was immer dies in der Praxis bedeuten mag.
Im Zuge des Geschäftsberichts gab bmp drei weitere interessante Details bekannt:
- Die auf der Hauptversammlung beschlossene Kapitalherabsetzung ist nun am 24. April offiziell ins Handelsregister eingetragen worden. Nun sollen im Laufe des Jahres zwei Kapitalerhöhungen folgen. Die erste von beiden mit einem Volumen von 10 % soll sich laut Unternehmen „zeitnah“ vollziehen. Eine zweite, große Kapitalerhöhung ist für die zweite Jahreshälfte angepeilt. Das Unternehmen spricht in diesem Zusammenhang aber noch von einer „Option“.
- Neuer Aufsichtsratsvorsitzender: Sven Rittau löste am 2. April den bisherigen Vorsitzenden Bernd Brunke ab. Brunke konnte aufgrund eines neuen Jobs offensichtlich nicht mehr die nötige Zeit erübrigen. Herr Rittau kann jedoch als durchaus veritable Besetzung für diesen Posten angesehen werden. Immerhin ist er Gründer der zooplus AG und daher bestens mit den Anforderungen der E-Commerce-Branche vertraut.
- Namensänderung: Am 29. Juni will das Unternehmen auf der nächsten ordentlichen Hauptversammlung in Berlin einen neuen Firmennamen vorschlagen.
Aktie im Überblick
Dividende 2016 | 0,00 € | Div.-Rendite | 0 % |
Ergebnis/Aktie | -0,46 € | KGV | – |
Börsenwert | 8,43 Mio. € | Akt. Kurs (28.04.17) | 0,41 € |
12-Monats-Hoch | 0,90 € | 12-Monats-Tief | 0,36 € |
12-Monats-Perf. | -48,36 % | 3-Monats-Perf. | -25,57 % |
DF Deutsche Forfait berichtet über „Rumpfgeschäftsjahr“
Die Deutsche Forfait befand sich in der ersten Jahreshälfte 2016 in einem Insolvenzverfahren, sodass die Gesellschaft nun über das „Rumpfgeschäftsjahr II“ (2.7.-31.12.2016) berichtete.
Für diesen Zeitraum steht unterm Strich ein Konzernverlust von -2,8 Mio. Euro zu Buche. Das Unternehmen musste Rückstellungen in Höhe von 800.000 Euro vornehmen, um die Verpflichtungen aus dem Insolvenzplan zu erfüllen. Zudem fielen Verwaltungskosten in Höhe von 4,3 Mio. Euro an, denen aber kaum Erträge aus Neugeschäften gegenüberstanden. Immerhin konnte man die Ausgabenseite schon kräftig reduzieren. Im 1. Halbjahr 2016 betrugen die Kosten nämlich noch 7,2 Mio. Euro.
Die fehlende operative Tätigkeit ist darauf zurückzuführen, dass sich die DF zunächst mal – salopp formuliert – neu sortieren musste. Das Unternehmen drückt dies natürlich etwas vornehmer aus. Man habe sich „auf die Optimierung des Compliance- und Risikomanagementsystems“ konzentriert. Sprich: Man will nun alles unternehmen, damit man nicht nochmals in die Insolvenz schlittert.
Der Gesellschaft stand zum Stichtag 31. Dezember noch ein Eigenkapital von 9,9 Mio. Euro zur Verfügung. Mit dieser Summe will man nun sein neues Geschäft aufziehen. Für das Gesamtjahr 2017 strebt das Unternehmen ein leicht positives Konzernergebnis und „ein Geschäftsvolumen von rund EUR 300 Mio.“ an. Voraussetzung hierfür ist allerdings, „dass über die Kooperation mit der Saman Bank bzw. Trade Finance Fonds der An- und Verkauf größerer Forfaitierungstransaktionen gelingt.“
Was ist eine „Forfaitierungtransaktion“?
Forfaitierung bedeutet An- und Verkauf von Außenhandelsforderungen. Daher der Unternehmensname. Die DF hat sich insbesondere auf das Geschäft von Firmen konzentriert, die mit Schwellen- und Entwicklungsunternehmen Handel treiben wollen. Forderungen gegenüber Handelspartnern kauft die DF auf und veräußert sie wiederum an Investoren. Dank dieser Vorfinanzierung ist der grenzüberschreitende Außenhandel in vielen Fällen erst ermöglicht worden. Das Geschäft ist aber nicht ohne Risiko. Findet die DF keinen Investor, muss sie die Zahlungsforderung gegebenenfalls bis zur Endfälligkeit halten.
EinBeitrag von Mark de Groot.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse