Die größte deutsche Fondsgesellschaft DWS trennt sich vom Leiter ihres Europageschäfts, Stephan Kunze. Entsprechende Informationen der Financial Times Deutschland (Montagsausgabe) bestätigte die Deutsche-Bank-Tochter auf Anfrage. Kunze sei von seinem Amt zurückgetreten, sagte ein Sprecher der Fondsgesellschaft. Kunzes Vertrag lief noch bis zum Herbst. Die DWS will „in Kürze“ einen Nachfolger bekannt geben.
Kunze war in der insgesamt siebenköpfigen Geschäftsführung von DWS seit Mitte 2007 verantwortlich für den Vertrieb. Er ist der zweite Topmanager, der binnen vier Monaten die Fondsgesellschaft verlässt. Ende 2008 hatte bereits Heinz Fesser, bis dahin zuständig für Anleihefonds, seinen Posten räumen müssen.
Die gesamte deutsche Fondsbranche kämpfte 2008 mit heftigen Abflüssen: Die Garantie der Bundesregierung auf Spareinlagen Anfang Oktober sorgte für eine Fondsflucht. Viele Privatanleger schichteten Geld aus Geldmarktfonds sowie geldmarktnahen Anleihefonds in Tages- und Festgeldkonten um.
Die DWS wurde von dieser Entwicklung besonders getroffen. Das verwaltete Vermögen sank um rund 20 Prozent auf rund 120 Milliarden Euro – wobei 25 Milliarden Euro Vermögen auf Deutsche-Bank-Produkte entfallen.
Ohne die Anlageprodukte der Mutter ist DWS hinter dem Sparkassenfondsdienstleister Deka nur noch die Nummer zwei am heimischen Markt. Allein aus Geldmarktfonds zogen Anleger 2008 etwa 14 Milliarden Euro ab, aus Anleihefonds rund 8 Milliarden Euro.
Grund für die Abflüsse aus den Anleihefonds war auch die enttäuschende Rendite. DWS hatte zu früh auf eine Markterholung gesetzt und voreilig wieder in riskante Wertpapiere investiert.