Lieber Investor,
Die gegenseitige Abhängigkeit von Staaten und Banken gilt als ein Mitauslöser der Eurokrise. Da sie in den Jahren seit 2011 nicht verringert, sondern sogar noch weiter verstärkt wurde, müssen wir nicht nur damit rechnen, dass die Eurokrise bei einem Anstieg der Zinsen zurückkommen wird, sondern dass sie stärker zurückkommen wird.
Das sind weder für die Staaten – und hier sprechen wir nicht nur von den bekannten Problemstaaten – noch für die betroffenen Banken angenehme Aussichten. So wundert es nicht, dass die EU-Kommission bereits händeringend nach Wegen sucht, mit denen sich die Krise meistern lässt. Momentan heißer Favorit sind die sogenannten European Safe Bonds (ESB).
Es dürfte Europa leichtfallen, in diesen Zeiten kein allzu attraktives Bild abzugeben
Sie sind eine verkappte Neuauflage der alten Eurobonds-Idee. Man gibt dem Kind nur einen etwas anderen Namen und fügt zur Verschleierung eine europäische Institution ein, die diese angeblich sicheren Bonds ausgibt. Aus deutscher Sicht ist es aber egal, ob man direkt für griechische und italienische Staatsanleihen haftet oder indirekt für die von einer europäischen Institution ausgegebenen Anleihen, die selbst massiv in die Staatsanleihen der Problemstaaten investiert.
Egal, wie man das Kind nennt und welche Konstruktion man wählt, am Ende steht eine gemeinschaftliche Haftung für die Schulden der anderen. Das wird in den Ländern im Norden auf wenig und im Süden auf große Gegenliebe treffen. Entsprechend groß wird der politische Streit sein, der den Mitgliedern der Eurozone schon bald wieder ins Haus steht. Da gleichzeitig auch die Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien laufen, dürfte es Europa leichtfallen, in dieser Zeit kein allzu attraktives Bild abzugeben.
EinBeitrag von Dr. Bernd Heim.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse