Lieber Investor,
Dieser angenehme Zustand wird sich bei einem Zinsanstieg sofort in sein Gegenteil verwandeln, denn bei steigenden Zinsen verlieren Anleihen, die früher zu niedrigeren Zinsen ausgegeben wurden, an Wert. Ihr Kurs fällt solange, bis der nominale Zins der alten Anleihe geteilt durch den Kurswert an der Börse wieder den aktuellen Zinssatz entspricht.
Steigende Zinsen sind deshalb nicht nur Sprengsätze für die Staatshaushalte, sondern auch für die Bankbilanzen. Je stärker der Anstieg ausfällt, desto mehr Geld müssen die Finanzminister an anderer Stelle einsparen. Aber auch die Banken müssen sehen, dass sie schnell an mehr Eigenkapital kommen, denn je weiter die Anleihekurse fallen, desto leichter stehen sie als unterkapitalisiert und damit überschuldet da.
Die Investoren wissen dass der Zins das Ausfallrisiko einer Anleihe widerspiegeln sollte.
Überschuldete Banken, die von ohnehin klammen Staaten gerettet werden müssen, sind eine Horrorvorstellung für jeden Anleger, weil sich alle an den Fingern einer Hand abzählen können, dass dieses Drama auf Dauer nicht gutgehen kann. Der Zins hat zwar in den letzten Jahren seine Funktion als Warnhinweis für das mit einer Anleihe verbundene Risiko vordergründig verloren, doch auch wenn sie es verdrängt haben, so wissen die Investoren doch nur zu gut, dass der Zins das Ausfallrisiko einer Anleihe widerspiegeln sollte.
Diese wichtige Funktion wird der Zins in dem Augenblick langsam wieder übernehmen, in dem das Zinsniveau allgemein steigt. Er wird sie endgültig wieder ausfüllen können, wenn er sich aus dem Joch der Notenbanken befreit. Es wird gewiss noch eine ganze Zeit dauern, bis die Marktteilnehmer wieder selbst bestimmen, welche Zinssätze sie verlangen und sich dieses nicht von den Notenbanken vorschreiben lassen. Doch das Pendel könnte langfristig wieder in diese Richtung ausschlagen.
EinBeitrag von Dr. Bernd Heim.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse