Liebe Leser,
bei der Auden AG wendet sich der Vorstand in einem Brief an die Aktionäre, um dem Kursverfall Einhalt zu gebieten. Bei Geratherm Medical gab es in jüngerer Vergangenheit mehrere Insiderverkäufe. Bei Wacker Neuson geht der Chef von Bord und hinterlässt eine schwer zu schließende Lücke.
Auden sucht die Kommunikation mit den Anlegern
Das Management der Auden AG hat es für nötig erachtet, sich mit einem offenen Brief direkt an die Aktionäre zu wenden. Hintergrund ist der deutliche Kursverfall der Auden-Aktie in den vergangenen Monaten. Alleine in den letzten drei Monaten gab der Kurs ungefähr 70 % nach. Als ursächlich wertet das Unternehmen „Gerüchte und vermeintliche Analysen“, die nicht den Tatsachen entsprechen würden. Zudem habe „keiner der Autoren […] je mit der Auden AG oder den Gründern bzw. dem Management unserer Portfoliounternehmen gesprochen.“
Wenig überraschend weist das Unternehmen die Gerüchte zurück und verweist in diesem Zusammenhang auf die erst kürzlich veröffentlichte Finanzprognose für das laufende Geschäftsjahr. Dieser Ausblick zähle.
Der Brief veranschaulicht aber auch das Dilemma, unter dem Beteiligungsgesellschaften generell leiden. Sie haben natürlich Einblick in die wirtschaftliche Entwicklung ihres Portfolios. Doch viele dieser Daten können sie schlichtweg nicht im Detail kommunizieren, um der Konkurrenz der jeweiligen Firmen keinen Einblick zu gewähren und damit den Geschäftserfolg zu gefährden.
Die Investoren der Holding sind also im Wesentlichen auf die Bewertung der Beteiligungen seitens des Managements angewiesen. Diesbezüglich ist immer ein gewisser Vertrauensvorschuss vonnöten. Insofern werte ich es auf jeden Fall schon mal positiv, dass Auden in der derzeitigen Situation die Kommunikation mit seinen Anlegern sucht. Andere Geschäftsführungen würden solche Probleme stur aussitzen und damit auf lange Sicht noch mehr Schaden anrichten. Dieses Verhalten wurde auch sogleich von der Börse belohnt. Unmittelbar nach Veröffentlichung des Briefes am Dienstag konnte sich der Kurs deutlich erholen.
Auden hat sich auf Beteiligungen an Start-ups der sogenannten Serie A spezialisiert. Darunter versteht man neue Firmen, die gerade ihre erste Finanzierungsrunde am Venture-Capital-Markt durchführen. Mit anderen Worten: Auden ist vom ersten Moment dabei und kann mittels eines vergleichbar geringen Kapitaleinsatzes auf mittlere und lange Sicht überdurchschnittlich am Erfolg der Beteiligung partizipieren – vorausgesetzt natürlich, das Start-up entwickelt sich tatsächlich erfolgreich. Da ist dann das Management von Auden mit seiner Expertise gefragt.
Geratherm Medical: Insiderverkäufe
Insiderverkauf beim Medizintechnikunternehmen Geratherm Medical: Vorstand Dr. Gert Frank veräußerte am 2. Mai außerbörslich Unternehmensaktien im Wert von 1,25 Mio. Euro zu einem Kurswert von 12,50 Euro. Müssen sich die Anleger nun Sorgen machen? Wohl kaum.
Denn Dr. Frank hat seit 2015 in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Aktienpakete verkauft. Ich habe in diesem Zeitraum – inklusive des oben genannten Geschäfts – insgesamt 7 Transaktionen gezählt (20.7.15, 24.7.15, 5.4.16, 23.6.16, 18.1.17, 27.3.17 und 2.5.17). Negative Auswirkungen auf den Kurswert konnte ich nicht feststellen, obwohl es sich in Summe um ein beträchtliches Volumen von 3,75 Mio. Euro handelt.
Wacker Neuson: Der Chef geht von Bord – und hinterlässt eine Lücke
Die Wacker Neuson Gruppe muss sich an der Konzernspitze neu aufstellen. Der Vorstandsvorsitzende Cem Peksaglam wird seinen im August 2017 auslaufenden Vertrag nicht verlängern, wie er dem Aufsichtsrat mitteilte. Er wolle sich „neuen beruflichen Herausforderungen“ stellen.
Ich habe keinen Einblick in die Internas des Konzerns. Aber angesichts der durchaus belegbaren Erfolge von Peksaglam während seiner 6-jährigen Amtszeit dürften bei Wacker Neuson angesichts dieser Meldung kaum die Sektkorken knallen. Der Noch-Vorstandschef hat unter anderem die internationale Expansion des Unternehmens nachhaltig vorangebracht.
Wacker Neuson eröffnete beispielsweise neue Produktionsstandorte in Brasilien (Generatoren) und USA (Kompaktlader). In Kürze soll ein Bagger-Werk in China folgen. Aus Anlegersicht lässt sich der Erfolg von Peksaglam an der Kursentwicklung der Aktie nachvollziehen. Deren Wert hat sich seit seinem Antritt mehr als verdoppelt.
Erschwerend bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger kommt hinzu, dass Peksaglam nicht nur als CEO für Wacker Neuson tätig war, sondern viele verschiedene Ressorts persönlich leitete: Personal, Compliance, Recht, Unternehmenskommunikation, M&A, Strategie und nicht zuletzt die Investor Relations. Einen entsprechend kompetenten Nachfolger muss man erst einmal finden. Das dürfte gar nicht so einfach sein.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse