Liebe Leser,
dieser Paukenschlag dürfte bei manchem Clere-Aktionär akutes Kopfweh auslösen: Vorstand und Hauptaktionär Elector GmbH (33,19 % der Anteile) sind übereingekommen, ein Delisting der Aktie zu beantragen. Salopp formuliert: Die Clere-Aktie soll von der Börse verschwinden, die Anteilseigner ausbezahlt werden.
Die offizielle Begründung für den Schritt lautet: „Der Vorstand ist zu der Überzeugung gelangt, dass der Nutzen der Börsennotierung der Aktien der CLERE AG den dadurch begründeten Aufwand nicht mehr rechtfertigt.“
Wichtigster Passus der Vereinbarung zwischen Clere und dem Hauptaktionär aus Anlegersicht: Die Elector GmbH, die Thomas van Aubel gehört, muss den Anlegern die Aktien abkaufen, und zwar mindestens zum „gewichteten durchschnittlichen Bösenkurs […] während der letzten sechs Monate vor Bekanntmachung der Entscheidung […]“ Wenn ich mir den Chart der Clere AG so anschaue, dürfte dieser „gesetzliche Mindestpreis“ vermutlich bei etwas über 16 Euro je Aktie liegen. Auf diese Kursmarke bewegte sich der Kurs am Abend im nachbörslichen Handel auch hin.
Laut der Homepage des Unternehmens und der Deutschen Börse Frankfurt befinden sich derzeit 66,81 % der rund 5,9 Mio. Aktien im Streubesitz. Wenn ich Pi mal Daumen rechne und auf einen durchschnittlichen Kurswert von 16 Euro pro Aktie abrunde, muss der Käufer Elector rund 62 Mio. Euro aufbringen, um die Miteigentümer der Clere AG abzufinden. Woher der Käufer das Kapital nimmt, geht aus der Ad-hoc-Meldung nicht hervor.
Vor knapp vier Jahren konfrontierte das „Finance“-Magazin Thomas van Aubel in einem Interview mit den Vorwürfen des damaligen Balda-Aufsichtsratsvorsitzenden (Balda war der frühere Name von Clere), der Großinvestor van Aubel habe es auf das Cash der Gesellschaft abgesehen. Van Aubel antwortete damals wörtlich – ich zitiere: „Ich möchte, dass das Vermögen der Aktionäre vor einem inkompetenten Aufsichtsrat geschützt wird. Zu Details einer künftigen Strategie kann ich derzeit noch nichts sagen. […] Die Eigentümer sollen entscheiden, was mit ihrem Geld geschehen soll.“
In gewisser Hinsicht ist dies auch passiert, als seinerzeit die Entscheidung zugunsten des Verkaufs des operativen Geschäfts fiel. Aber ob alle Beteiligten damals mit der jetzigen Entwicklung gerechnet haben?
EinBeitrag von Mark de Groot.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse