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Deutz: Niemals geht man so ganz!

Liebe Leser,

vorab: Ich bin ein „kölsche Jong“ oder um noch präziser zu sein: ein „Düxer Jong“ (Düx = Deutz). Insofern lese ich die Ad-hoc-Meldung, welche die Deutz AG kurz vor Mitternacht am Mittwoch versandte, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der Motorenbauer gibt seinen namensgebenden Standort in Köln-Deutz endgültig auf. Die Tinte unter dem Kaufvertrag ist bereits getrocknet.

Weinend, weil damit ein Stück Tradition verlorengeht. Die Deutz AG kann ihre Ursprünge schließlich bis ins Jahr 1864 zurückverfolgen, womit sie der älteste noch existierende Motorenhersteller der Welt ist. Wobei die Firma erst 1869 aus der Innenstadt aufs andere Rheinufer nach Deutz umzog (genau genommen sind die bereits seit 2007 aufgegebenen Fabrikgebäude eher im Stadtteil Mülheim angesiedelt). Lachend, weil Industrie nicht unbedingt ein schöner Anblick ist und auf dem Gelände nun stattdessen ein „Stadtquartier mit hohem Wohnanteil“ entstehen soll.

Zu den konkreten Zahlen

Aber genug von den Sentimentalitäten, die Sie als Leser vermutlich herzlich wenig interessieren werden. Kommen wir zu den harten Fakten: Was springt für Deutz dabei heraus? Nun, der Käufer ist der Projektentwickler Gerchgroup, der ausgerechnet aus unserer schönen Nachbarstadt Düsseldorf stammt. Wohl bekomm’s.

Für das 160.000 Quadratmeter umfassende Areal hat er die stolze Summe von 125 Mio. Euro hingeblättert. Sie müssen dazu wissen, dass auf dem Gelände noch eine Vielzahl alter Fabrikhallen herumsteht. Da kommen also vermutlich noch kostspielige Aufräumarbeiten auf den Investor zu.

Einen Teil dieses Geld darf die Deutz AG voraussichtlich schon in diesem Jahr auf ihrem Konto verbuchen. Ich zitiere aus der Mitteilung: „Aus dieser Transaktion erwartet DEUTZ im laufenden Jahr einen positiven Ergebnisbeitrag im hohen zweistelligen Millionen Euro Bereich (nach Steuern), der als Sondereffekt ausgewiesen wird.“

Doch das Unternehmen erhält in den nächsten Jahren noch einen variablen Zuschlag, der im „mittleren zweistelligen Millionen Euro-Bereich“ liegen könnte. Der genaue Betrag hängt vermutlich davon ab, wie erfolgreich der Projektentwickler die Fläche vermarkten kann.

Der Motorenhersteller ist im Übrigen meiner Heimatstadt erhalten geblieben. Das Unternehmen produziert heute in dem südlichen Stadtteil Porz. Im dortigen Krankenhaus bin ich geboren worden. Niemals geht man so ganz, wie schon Trude Herr zu singen wusste. In diesem Sinne.

EinBeitrag von Mark de Groot.

Herzliche Grüße

Ihr Robert Sasse

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