Liebe Leser,
wenn Sie diese Zeilen lesen, befinde ich mich einige 1.000 Meter über dem großen Teich. Jedes Jahr reise ich Ende April oder Anfang Mai in die USA, um direkt vor Ort die größte Volkswirtschaft der Welt unter die Lupe zu nehmen. Im Mittelpunkt der Reise steht dabei stets das spektakulärste Aktionärstreffen, das die Börsenlandschaft zu bieten hat: das Woodstock der Kapitalisten.
Am Samstag dieser Woche findet in Omaha, im US-amerikanischen Bundesstaat Nebraska, die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway statt. Dabei handelt es sich nicht um irgendeine Hauptversammlung. Denn: Berkshire Hathaway ist nicht irgendein Unternehmen. Berkshire ist die Beteiligungs-Holding der amerikanischen Börsenlegende Warren Buffett. Ich besuche diese Hauptversammlung – eine Pflichtveranstaltung für jeden Value-Anleger – schon seit über 10 Jahren.
Anlässlich meines Besuchs der Berkshire-Hauptversammlung möchte ich mich in den nächsten Tagen hier im „Schlussgong“ den Themen Buffett und Berkshire sowie dem Value-Investing, der Strategie, die Buffett zu einem der reichsten Menschen dieses Planeten machte, widmen. Beginnen werde ich heute mit einem kurzen Portrait.
Warren Buffett: Wie alles begann
Warren Buffett wurde am 30. August 1930 als zweites Kind des Brokers und späteren Kongressabgeordneten Howard Buffett und dessen Frau Leila in Omaha geboren. Sein erstes Geld verdiente Buffett im Sommer 1936, indem er Coca-Cola-Sixpacks für 25 Cent kaufte und die Einzelflaschen für jeweils 5 Cent wieder verkaufte. Diese Gewinnmarge von 20% (Einkaufspreis 25 Cent, Verkaufspreis 30 Cent = 5 Cent Gewinn je Sixpack) sollte ihn als Geschäftsmann und Investor nie wieder loslassen.
Später verdiente er Geld als Zeitungsbote, mit der Vermietung von Flipperautomaten und dem Verkauf gebrauchter Golfbälle. Seine ersten Erfahrungen mit Geldanlagen und dem Aktienhandel machte er im Unternehmen seines Vaters. Dort erwarb er im Alter von 11 Jahren seine ersten 3 Aktien.
Später studierte er Wirtschaft und traf im Rahmen seines Studiums auf seinen späteren Lehrmeister Benjamin Graham, der als einer der Väter des Value-Investing gilt. Nach Beendigung seines Studiums arbeitete Buffett eine Zeit lang als Wertpapieranalyst bei Graham-Newman, einem Brokerunternehmen, das sein ehemaliger Professor Benjamin Graham mitbegründet hatte.
Im Jahr 1956 gründete Buffett sein erstes eigenes Unternehmen, die Kommanditgesellschaft Buffett Partnership. Er zahlte symbolisch 100 US-Dollar ein und sammelte zusätzlich 105.000 US-Dollar bei Verwandten ein. In der Folge erzielte Buffett Jahr für Jahr beachtliche Renditen von über 20% pro Jahr und mehrte so das in sein Unternehmen eingezahlte Kapital.
Die Anfänge bei Berkshire Hathaway
Im Jahr 1969 löste Buffett die Buffett Partnership auf und bot seinen Investoren an, ihr Geld in Anteile von Berkshire Hathaway zum damaligen Kurs von etwa 43 US-Dollar je Anteil zu tauschen. Im Jahr 2014 notierte die A-Aktie von Berkshire zum 1. Mal oberhalb von 200.000 US-Dollar und kletterte im Jahr 2017 zeitweise auf deutlich über 250.000 US-Dollar.
Anleger, die Buffett im Jahr 1969 1.000 US-Dollar zur Verfügung stellten und die Aktien nie verkauft haben, kommen damit aktuell auf ein Vermögen von weit über 5 Mio. US-Dollar. Und weil Buffett in den vergangenen Jahrzehnten so überaus erfolgreich war, pilgern Jahr für Jahr zehntausende von Anlegern zur Hauptversammlung seiner Beteiligungs-Holding Berkshire Hathaway – so wie auch dieses Wochenende wieder.
Mein Praxistipp: Von Berkshire gibt es auch B-Aktien, die aktuell bei 160 bis 170 US-Dollar notieren. Mit dieser Aktiengattung können auch Privatanleger auf den Erfolg von Warren Buffett und Berkshire Hathaway setzen.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse