Das EU-Parlament glänzt wieder mal mit den richtigen Entscheidungen zur rechten Zeit. Die Welt ächzt unter der schlimmsten Wirtschaftskrise der Geschichte. Trotzdem beschließen die Europa-Parlamentarier in ihrem neuen Verhaltenskodex, dass sie ab der kommenden Legislaturperiode im Flugzeug die Business Class buchen dürfen – auch innerhalb der EU, was zuvor nicht erlaubt war.
Hintergrund: Bisher wurde den europäischen Volksvertretern immer der volle Economy-Preis bezahlt. Der Trick der EU-Politiker: Billig-Tickets kaufen und vollen Preis erstatten lassen. Die EU-Fllieger bekamen eine Pauschale erstattet, welche unabhängig vom tatsächlichen gezahlten Preis war. Diesem Gebahren soll nun in einer neuen "Transparenz-Verordnung" Einhalt geboten werden.
In Zukunft wird nur noch erstattet, was auch bezahlt wurde. Doch dieses harte Vorgehen haben sich die EU-Parlamentarier nun heimlich noch "versüsst", indem in Zukunft Reisen nicht mehr in der Holzklasse, sondern in der Business Class erstattet werden.
Und diese Preise haben es in sich: So liegen die offiziellen Tarife für ein Business-Lufthansa-Ticket im innereuropäischen Bereich in der Spitze bei 2500 Euro (Beispiel: Lufthansa Berlin-Madrid 2293 Euro). Für die gleichen Entfernungen bietet nicht nur dieses Airline Schnäppchen-Tarife für 99 Euro an.
Da die EU-Parlamentarier nun nicht mehr sparen brauchen, liegt nahe, dass sie nur noch die Business-Tarife buchen. Die EUler feiern die neue Reiskostenregelung als Erfolg:
"Mit der Reform wollen wir die Kostenerstattung von Reisentransparenter machen. Wichtig ist, dass jetzt nur noch der Preiserstattet wird, der auch auf den Ticket steht", sagte dereinflussreiche CSU-Europaabgeordnete Ingo Friedrich der WELT.Im Wirbel um den neuen Verhaltenskodex fürEuropa-Abgeordnete will der Präsident des Bundes derSteuerzahler, Karl-Heinz Däke, die europäischeSteuerzahler-Organisation einschalten.
Däke heute bei N24:"Es gibt ja die europäische Steuerzahler-Organisation, die habe ichbereits eingeschaltet. Ich bin da ja auch Vizepräsident. Dort werdenwir erheblichen Protest vor allen Dingen erstmal bei den deutschenAbgeordneten einlegen.Und auch andere Mitgliedsstaaten werden das beiihren Abgeordneten machen. Und die Sache ist vielleicht noch zu kippen."
Doch Experten glauben nicht daran, dass der Freiflugschein für Business-Flüge noch gestoppt werden kann.