Liebe Leser,
mit dieser Entscheidung scheint der Vorstand von Eckert & Ziegler aus Anlegersicht goldrichtig gelegen zu haben. Nachdem der Spezialist für Nuklearmedizin und Strahlentherapie unmittelbar vor dem Wochenende den Verkauf seiner Zyklotron-Sparte bekannt gab, schoss die Aktie am Montagmorgen um 5 % nach oben.
Verkaufspreis in Ordnung?
Zunächst mal zu der Frage: Wer oder was ist ein Zyklotron? Dabei handelt es sich um einen speziellen Teilchenbeschleuniger, der mittels eines Magnetfeldes Ionen auf einer spiralähnlichen Bahn im Kreis beschleunigt. Dieses Verfahren nutzt man in der Medizin zum einen zur Strahlentherapie, zum anderen zur Tomographie-Erstellung.
Die Sparte wurde nun komplett an die Alliance Medical Ltd. veräußert. Der Kaufpreis liegt bei 13 Mio. Euro, was angesichts eines Jahresumsatzes von 18 Mio. Euro im ersten Moment gering erscheint. Doch offensichtlich fiel der operative Ertrag aus dieser Sparte bescheiden aus. Eckert & Ziegler machte zwar keine konkreten Angaben. Doch aus der Bemerkung, der Bereich habe „insgesamt jedoch nur geringe Deckungsbeiträge erwirtschaftet“, ist dieser Zusammenhang meiner Meinung nach ablesbar. Und der Wert eines Unternehmens bemisst sich nun mal maßgeblich am operativen Gewinn sowie eventuell vorhandenen Vermögenswerten. Deswegen könnte der oben genannte Preis durchaus in Ordnung gehen.
Strategische Neuausrichtung
Aber hinter dem Verkauf steckt nicht nur kaufmännisches Kalkül, sondern auch eine strategische Neuausrichtung, wie aus den Worten des Vorstands Dr. Andre Heß deutlich hervorgeht: „Im Zuge einer Neuausrichtung der Radiopharmaziesparte hat der Vorstand beschlossen, sich auf global skalierbare Produkte und Dienstleistungen zu konzentrieren. Unsere nur in Deutschland und einigen angrenzenden Gebieten verkauften Zyklotronprodukte gehören nicht zu dieser Kategorie. Aufgrund ihrer kurzen Halbwertszeit können sie nur im unmittelbaren Umkreis der Fertigungsstätten abgesetzt werden, das Wachstumspotenzial ist beschränkt. Der Bau neuer Zyklotrone in anderen Teilen der Welt ist aus Renditegesichtspunkten schwierig, weil fast alle ausländischen Märkte bereits unter Konkurrenten aufgeteilt sind. Etablierte Akteure wie Alliance Medical dagegen, die selber bereits an anderer Stelle Zyklotronketten betreiben, können Synergien zu ihrem Stammgeschäft nutzen.“
Das ist in meinen Augen eine klare Argumentation, die sich augenscheinlich auch von der Börse nachvollziehen lässt.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse