Der interne Risikobericht wurde dem Risikoausschuss des Aufsichtsrates am 7. April 2008 präsentiert. In ungewohnter Deutlichkeit stellt das Papier interne Schwächen fest: "Im Verlauf des vierten Quartals des Jahres 2007 haben unterschiedliche Prozessschwächen in dem Risikosteuerungsprozess für Kapitalmarktgeschäfte zu operationellen Schäden geführt", heißt es in dem Papier. So gingen bei einem der Investmentgeschäfte zum Beispiel 96 Millionen Euro verloren.
Es ist weniger die Summe als die Begründung für die Fehlspekulation, die Bankmanager und Aufsichtsräte alarmieren musste: Der Bericht macht "nicht ausreichende Überwachungsinstrumente" sowie "die fehlerhafte Bewertungsmethode in den zentralen Instrumenten des Risikocontrollings" für den Verlust verantwortlich. Teile des Aufsichtsrats der Bank wurden über diese Mängel bereits im Dezember 2007 informiert.
Für das Geschäftsjahr 2007 musste die HSH Nordbank schließlich mehr als eine Milliarde Euro auf ihre Finanzanlagen abschreiben. 2008 schrieb sie einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro. Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein konnten die Bank nur mit einer Finanzspritze von drei Milliarden Euro sowie Milliardenbürgschaften vor dem Kollaps retten.
Eigentlich sollte die HSH Nordbank bis zu diesem Frühjahr an die Börse gehen. Ein weiteres internes Gutachten von Herbst 2007 zeigt, wie weit das Geldhaus von diesem Ziel entfernt war. Darin analysiert die Unternehmensberatung Price-Waterhouse-Coopers (PWC) die Börsentauglichkeit des Instituts aus aktienrechtlicher Sicht. Ergebnis: Das für den Börsenauftritt zuständige Personal der Bank verfüge über nur "geringe Rechts- und Praxiskenntnis", Rechtssicherheit sei mehr ein "Zufallsprodukt".
Die HSH Nordbank erklärte auf stern-Anfrage, die Analyse habe sich allein mit den "wertpapierrechtlichen Publizitäts- und Verhaltenspflichten" befasst, nicht mit der generellen Börsenfähigkeit der Bank.