Media-Saturn-Manager saß offenbar jahrelang unschuldig im Gefängnis. Deutschland-Chef Michael Rook gewinnt Prozess um Schadenersatz – Landgericht Itzehoe sieht Unstimmigkeiten beim Strafprozess
Der frühere Deutschland-Chef des Elektronikhändlers Media-Saturn, Michael Rook, saß – wie das manager magazin in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe berichtet – womöglich zu Unrecht jahrelang im Gefängnis.
Das Landgericht Augsburg hatte Rook 2012 zu fünf Jahren und drei Monaten Haft wegen Bestechlichkeit verurteilt. Nach Ansicht der Richter soll der Ex-Manager einem Vermittler von Telekommunikationsverträgen zwischen 2005 und 2011 bundesweit Zugang zu den Filialen der Elektronikkette gewährt und dafür die Hand aufgehalten haben. Rook und seine Mittäter sollen dafür rund zwei Millionen Euro kassiert haben.
Der 53-Jährige bestreitet bis heute die Tat, seine Anwälte sprachen damals von einem Skandal. Jetzt zeigt sich: Sie hatten womöglich recht, urteilt das Landgericht Itzehoe, wo Media-Saturn zivilrechtlich geklagt hatte, um Rook auch finanziell zur Rechenschaft zu ziehen.
Das Landgericht hat die Klage nach 16 Verhandlungstagen abgewiesen und sieht Unstimmigkeiten in der Beweisaufnahme der Augsburger Kollegen. „Die Kammer ist im Rahmen ihrer freien Beweiswürdigung weder überzeugt, dass der Beklagte an den Bestechungsabsprachen persönlich beteiligt war, noch dass er persönlich Bestechungsgelder erhalten hat“, so das Gericht.
Obwohl der zivilrechtliche Freispruch der strafrechtlichen Verurteilung entgegensteht, bleibt eine völlige Rehabilitierung ungewiss. Eine Wiederaufnahme des Verfahrens ist schwierig. Rook, der zuletzt in Neumünster einsaß, ist seit Mai 2015 auf freiem Fuß. Der Rest seiner Strafe ist zu vier Jahren auf Bewährung ausgesetzt.