Gründerin der "liberalen Moschee" bekommt mehr Polizeischutz. Grund ist eine steigende Zahl von Morddrohungen gegen Ates. Nach ihren Angaben sind es inzwischen rund 100.
Der Personenschutz für die Gründerin der liberalen Moschee in Berlin, Seyran Ates, ist nach Informationen der "Welt am Sonntag" erheblich verstärkt worden. Nach einer Gefährdungsanalyse des Landeskriminalamtes (LKA) wird die in Istanbul geborene Frauenrechtlerin und Anwältin nun von mehreren Personenschützern rund um die Uhr bewacht.
So viel Schutz erhalten selbst Bundesminister selten. Grund ist eine steigende Zahl von Morddrohungen gegen Ates. Nach ihren Angaben sind es inzwischen rund 100.
"Über die sozialen Medien habe ich wegen der Moscheegründung so viele Morddrohungen bekommen, dass das LKA zu der Einschätzung gelangt ist, mich rund um die Uhr schützen zu müssen", sagte Ates der Zeitung.
Sie war 1984 bereits Opfer eines Attentats geworden und dabei lebensgefährlich verletzt worden. In der von ihr kürzlich im Stadtteil Moabit gegründeten "Ibn-Rushd-Goethe-Moschee" dürfen Frauen und Männer, Sunniten, Schiiten und Aleviten gemeinsam beten.
Die Moschee steht für einen säkularen liberalen Islam und grenzt sich damit klar von den Moscheen der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) ab, die von Ankara gesteuert werden.
Unterdessen soll der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, der am 7. und 8. Juli zum G 20-Gipfel nach Hamburg kommt, auf eine Schließung der liberalen Moschee gedrungen haben.
Bei der Bundesregierung soll eine entsprechende Forderung aus Ankara eingegangen sein. Ates bestätigte gegenüber der "Welt am Sonntag" eine solche Intervention: "Das zeigt mal wieder, welchen Geistes Kind Erdogan ist, der die Demokratie nie verstanden hat, beziehungsweise sie nie wollte. Erdogan hält nichts von persönlichen Freiheiten."
Das Auswärtige Amt teilte auf Anfrage allerdings mit, "uns ist nicht bekannt, dass sich die türkische Regierung in dieser Sache an die Bundesregierung gewandt hat."
Erdogan soll die DITIB und Religionsbehörde Diyanet in Ankara, die viele Imame nach Deutschland entsendet, angewiesen haben, verstärkt gegen die liberale Moschee in Berlin vorzugehen.
Die Organisationen werfen Ates vor, ihr Gotteshaus sei in Wirklichkeit ein Projekt des Predigers Fethullah Gülen, den Erdogan für den Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 verantwortlich macht. Ates bestreitet hingegen, Verbindungen zur Gülen-Bewegung zu haben.