Der Bremer Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD) besuchte einen Dildo-Hersteller. Bei der Gelegenheit stellt er sogar selbst ein Gummigemächt her (den er behalten darf) und lobt den Hochtechnologiestandort Deutschland.
Der Bremer Bürgerschaftspräsident bei der Herstellung eines Dildos:
Weser-Kurier: "Konzentriert füllt Bürgerschaftspräsident Christian Weber flüssiges, orangefarbenes Silikon in einen Zylinder. Der Zylinder ist rund 30 Zentimeter groß. Im Inneren hat er die Form eines Delfins und dient als Vorlage für ein Sexspielzeug. Christian Weber produziert gerade einen Dildo. Der Bürgerschaftspräsident ist zu Gast bei der Fun Factory im Gewerbegebiet Hohentorshafen."
von Thomas Heck
Um den Hochtechnologiestandort Deutschland zu pushen, ließen sich Politiker mit wissendem Blick an Elektronenmikroskopen oder in export-weltmännischer Pose bei der Besichtigung von Hochtechnologie-Unternehmen fotografieren. Das war früher. Doch alles hat seine Zeit.
Heute geht es richtig zur Sache. Heute steht ein SPD Bürgerschaftspräsident an der Produktionsstraße von "Gummi-Pimmeln" - in schwarz, prüft die Qualität, fühlt die Haut, begutachtet das Design mit fachkundigem Blick, lässt den Blick bewundert, fast neidisch über das geschwungene Gemächt gleiten. Wäre das was für die Ehefrau?
Besser kann man den Niedergang der politischen Klasse, der Gesellschaft in Deutschland kaum bebildern. Besser kann man den Niedergang Deutschlands nicht bildhaft darstellen. Sind das die Bilder, die der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz so dringend benötigt? Endlich ein Thema, welches die Kanzlerin nicht übernehmen kann. Weiß doch niemand, wie viel Gummipimmel in welcher Größe auch immer sie ihr eigen nennt.
Die Bremische Bürgerschaft lässt hörbar stolz verlautbaren:
Als „bremische Kombination aus Kreativität, Design und Ingenieurswissen, die Spaß macht“, nannte Christian Weber seine Eindrücke während seines jüngsten Firmenbesuchs, der ihn in die Bremer Fun Factory führte. Um den Bürgerschaftspräsidenten herum Regale voller Dildos und Vibratoren.
Fun Factory mit 150 Beschäftigten gehört zu den größten europäischen Herstellern von Sexspielzeug. Die Chefs, einer davon Dirk Bauer, starteten vor 21 Jahren mit 50 Mark in der Tasche, kneteten das erste Liebeszubehör in ihrer Studentenbude. Heute fabrizieren sie in Präzisionsarbeit, 3.500 Stück pro Tag, „Made in Bremen“ für den Weltmarkt.
Bauer erzählt dem Präsidenten von seiner Vision: Erotik in die Mitte der Gesellschaft zurückzuholen. Ein bisschen wie damals, in den 80er Jahren, als eine Erika Berger die Deutschen über Zeitungen und TV regelmäßig mit Sex-Tipps erfreute: Und die Neue Deutsche Welle trällerte; „Ich will Spaß.“