Grünen-Politiker Trittin: „Auto-Aktionäre müssen auf ihre Gewinne verzichten“
Ex-Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hält den Dieselgipfel für gescheitert, bevor er begonnen hat. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Autoindustrie weiter nur an der Software herumfummeln will“, sagte er dem SPIEGEL am Dienstag. „Doch damit werden die erforderlichen Grenzwerte niemals erreicht. Nötig ist eine technische Nachrüstung, also der Einbau einer veränderten Abgasreinigungsanlage in die Autos. Das kostet zwischen 1000 und 1500 Euro pro Auto. Davor schreckt die Branche zurück.“, sagte er dem SPIEGEL am Dienstag.
Nachvollziehbar sei diese Haltung nicht, betonte der Grünen-Politiker, auch wenn 800.000 Jobs an der Autoindustrie hingen. „Wir dürfen unsere Investitionsfähigkeit nicht gefährden, wir müssen Geld verdienen, klagt die Branche immer. Dabei haben die Autokonzerne Geld wie Heu!“, so Trittin. Mit den Milliarden für Aktionäre könnten Umrüstungen finanziert werden. „Die Aktionäre müssen auf ihre Gewinne verzichten, damit die Unternehmen, die ihre Kunden betrogen haben, sich am Markt wieder seriös aufstellen. Sonst sind die Arbeitsplätze wirklich in Gefahr.“
Glauben dürfe man den Autokonzernen nicht mehr, sagte Trittin weiter. Die Unternehmen könnten das verloren gegangene Vertrauen wieder zurückerobern. „Aber aktuell sprechen wir hier von Betrügern, die sich in ihrem Betrug stets auf die Deckung des Kanzleramts verlassen konnten. Und Betrüger haben kein Vertrauen verdient.“
Am Mittwoch treffen sich Bund, Länder und Autokonzerne in Berlin, um über die Umrüstung von Millionen Dieselfahrzeugen zu diskutieren.