Der Blätterwald lichtet sich. Zeitungen und Magazine verlieren immer mehr Leser. Das liegt nicht nur am Internet, sondern vor allem auch am Inhalt.
(DK) Ach, ist das schön. Man kann bequem zuschauen, wie es mit Lügenpresse den Bach heruntergeht. Aber die Qualitätsjournalisten fälschen, lügen und verdrehen bis zum (nur für sie) bitteren Schluss. Jüngst wurde das Buch „Finis Germania“ von Rolf Peter Sieferle aus politisch-ideologischen Gründen von der Liste der SPIEGEL-Sachbuch-Bestseller genommen. Wie seinerzeit im „Neuen Deutschland“ oder vorher im „Völkischen Beobachter“ findet ganz einfach in der Presse nicht statt, was nicht sein darf.
Die Leser haben ein feines Gespür dafür und sind auf der Flucht vor Lügenpresse, nutzen objektivere Angebote im Internet. Nicht nur in Deutschland. Aus der Schweiz erreicht uns die gute Nachricht, dass die vorletzte Fabrik zur Herstellung von Zeitungspapier Konkurs angemeldet hat. In der gesamten Schweiz, immerhin nicht das kleinste Land, gibt es nur noch einen Hersteller, in ganz Oberitalien gar keinen mehr. Einen Blick in die Zukunft hat Burda-Chef Paul-Bernhard Kallen geworfen: „Schauen Sie sich die USA an. Der Zeitungsmarkt dort ist eine Wüstenlandschaft.“
Genauso wird es in der Bundesrepublik Deutschland sein. Und es wird nicht mehr lange dauern. Die Zahl der selbstständigen Redaktionen schrumpft, viele Zeitungsseiten werden heute zentral in Berlin oder anderen Großstädten produziert – natürlich vorbei an den Bedürfnissen und Interessen der überwiegend ländlich-kleinstädtischen Leserschaft, die den Fahrrad-Wahn und Auto-Hass der Berliner Qualitätsjournalisten nicht nachvollziehen kann, wenn die nächste größere Einkaufsmöglichkeit 25 Kilometer entfernt liegt und die Bahnlinie bereits vor 20 Jahren eingestellt wurde.
In jüngster Zeit wurde bekannt, dass die Ruhr Nachrichten (Dortmund) die bisher eigenständig durchgeführte Produktion der überregionalen Seiten aufgeben und sich vom benachbarten „Hellweger Anzeiger“ beliefern lassen werden. Auch die Hamburger Morgenpost macht diesen Schritt und lässt ihre Hauptseiten künftig in Berlin produzieren.
Den Auflagenschwund werden diese Maßnahmen nicht stoppen; im Gegenteil erinnern sie an Frontbegradigungen in einem längst verlorenen Krieg. Die Auflagenentwicklung im zweiten Quartal des Jahres 2017 bestätigt dies. Wir hatten zwar gehofft, aber kaum geglaubt, dass die Auflage der BILD-Zeitung in diesem Tempo weiter fällt. Aber die Wünsche wurden wahr: Nach Angaben der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) schrumpfte die Auflage von BILD im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres um neun Prozent auf 1,618 Millionen. BILD verlor 160.083 Stück.
In diesem Text werden übrigens nur die Zahlen von Abonnements und Einzelverkauf genannt, da die Verlage bei den anderen Angaben (Bordexemplare etc.) genauso fälschen wie bei den Inhalten ihrer Produkte.
Auch die Bild am Sonntag fiel um 8,9 Prozent (minus 86.457) auf gerade noch 882.219 Exemplare. Die hatten mal zwei Millionen! Mit der Welt am Sonntag geht es genauso rapide bergab: Minus 7,5 Prozent bedeutet 18.282 Exemplare weniger: Insgesamt nur noch 226.647 Exemplare. Warum Analysten bei diesen desaströsen Zahlen noch Aktien von Springer empfehlen, bleibt deren Geheimnis. Springer muss schon Immobilien verkaufen. Der Konkurrenz Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung geht es mit einem Verlust von 6.666 Exemplaren (minus 3,1 Prozent) und einer verbliebenen Auflage von 211.605 nicht besser.
Die Prantl-Prawda Süddeutsche Zeitung ist mit einem Minus von 5.998 Exemplaren (-2,0 Prozent) endlich unter 300.000 angekommen und zählt noch 299.064 Exemplare. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung verliert sogar 6,1 Prozent (-13.486 Stück). Die Welt von Springer fällt um 1,4 Prozent auf 91.883 Exemplare (minus 1.279). Die regierungsnahe taz verliert 1.557 Stück und setzt noch 43.875 Stück ab (minus 3,4 Prozent).
Bei den Zeitschriften sieht es ebenfalls schlecht aus. Besonders heftig erwischt hat es den „stern“, der 20.509 Exemplare verliert, was einem Rückgang um 5,3 Prozent auf 369.761 Stück entspricht. Der Spiegel verliert 4.231 Stück (minus 0,7 Prozent) und hat noch 573.342. Focus, einstmals mit dem Slogan „Fakten, Fakten, Fakten“ angetreten und nun zum Ratgeber für Rückenleiden und Fußpilz-Erkrankungen verkümmert, weist noch kümmerliche 236.800 Exemplare auf (minus 2,1 Prozent oder 5.027 Stück). Die meisten deutschen Regionalblätter verlieren um die vier Prozent, wobei die Boulevard-Blätter (Express, tz, Hamburger Morgenpost usw.) zum Teil doppelt so hohe Verluste ausweisen.
In Berlin geht der dramatische Auflagenrückgang weiter. Springers B.Z. verliert 11,2 Prozent (-10.292) und kommt noch auf 79.865 Stück, gefolgt von der Berliner Zeitung mit 74.273 Stück (minus 5,8 Prozent oder 4.588). Der Berliner Kurier verliert 9,0 Prozent (minus 5.893) und kommt noch auf 59.809. Die Berliner Morgenpost bleibt kleinste Berliner Zeitung mit 56.376 (minus 5.653 oder saftige minus 9,1 Prozent).
Ein gesonderter Blick gilt dem Tagesspiegel und den Zeitungen der Holtzbrinck-Unternehmungen. Dort passiert Wundersames. Der Tagesspiegel gewinnt Auflage. Angeblich. Die Statistik weist aus, dass 582 Exemplare hinzukamen, was einem Plus von 0,6 Prozent auf 92.014 Stück entspricht. Im Informationsdienst meedia.de ist dazu zu lesen: „Der Grund heißt ePaper-Abos. In dieser Rubrik steigerte sich die Zeitung von 8.574 auf 16.300 Exemplare.“ Das ist interessant und führt zu der Frage, warum ausgerechnet die anderen Blätter, die ebenfalls ePapers anbieten, keine entsprechenden Zuwächse haben.
Vielleicht nähert man sich einer Antwort bei der Betrachtung des ebenfalls aus der Holtzbrink-Gruppe stammenden Handelsblatts: Angeblich werden 89.951 Exemplare abgesetzt, was einem leichten Verlust von 410 Stück bzw. 0,5 Prozent entspricht, während alle anderen überregionalen Blätter dicke Verluste einfahren. Dabei ist das Handelsblatt als eine inzwischen extrem wirtschaftsfeindliche Zeitung für den interessierten Leser so gut wie unleserlich. Interessent die Entwicklung der ePapers. Die (in Abos enthalten) stiegen beim Handelsblatt von 30.471 auf 35.759. Alle anderen überregionalen Blätter, die weit höhere Auflagen als das Handelsblatt haben, melden keine entsprechend hohen Zuwächse im digitalen Bereich.
Womit wir zum dritten Holtzbrinck-Objekt kommen, der ZEIT. Die liegt mit 0,3 (plus 1.313) leicht im Plus und kommt auf 413.045 Stück. Auch hier stiegen die ePapiers um sensationelle 8.938 Stück auf 32.181, womit Die Zeit alle anderen Wochenzeitungen in den Schatten stellte. Dass bei allen Holtzbrinck-Objekten diese seltsamen Zuwächse bei ePapers zu verzeichnen sind, meldet meedia.de natürlich nicht.
Kein Wunder: Das Internetportal gehört auch zu Holtzbrinck.