Die EU-Kommission warnt davor, dass die Wirtschaftskrise die Probleme der Überalterung in Europa drastisch verschärft.
Nur tiefgreifende Veränderungen könnten ein Aushöhlen der Solidarität zwischen Generationen und massiven Druck auf künftige Generationen vermeiden, heißt es im „Alterungsbericht 2009“, den die Behörde heute vorstellt.
Insbesondere seien ein niedrigeres Potenzialwachstum und höhere altersbezogenene öffentliche Ausgaben zu fürchten. „Diese Herausforderungen werden als Folge der Wirtschaftskrise noch akuter.“ Die Studie liegt der Financial Times Deutschland (Mittwochausgabe) vor.
Mit dem Report untersucht die Kommission erstmals auch die Folgen der Krise auf ein langfristiges Gesellschaftsproblem wie die Überalterung.
Bislang haben sich Untersuchungen des schwersten Wachstumseinbruchs seit 1929 nur auf unmittelbare Folgen wie die Arbeitslosigkeit, Steuerausfälle und die Explodieren der Defizite konzentriert. Der Alterungsbericht beschreibt, welche Konsequenzen die Vergreisung Europas bis 2060 haben wird und wie die Krise die bestehenden Entwicklungen weiter verschärft.
Dem Papier zufolge ist mit einer dramatisch veränderten Arbeitsbevölkerung in Europa zu rechnen. „Das bedeutet, dass in der EU auf jeden Menschen über 65 Jahren nicht mehr vier Menschen im Arbeitsalter (15 bis 64 Jahren) kommen, sondern nur noch zwei“, heißt es in dem Bericht.
Dieser Trend hat weit reichende Auswirkungen, da viele Rentensysteme in den EU-Staaten wie etwa in Deutschland zu großen Teilen umlagefinanziert sind. „Der fiskalische Einfluss der Alterung dürfte deshalb in fast allen Mitgliedsstaaten substanziell sein und sich bereits während der nächsten zehn Jahre zeigen“, warnt die Kommission.
„Auf der Grundlage der gegenwärtigen Politik dürften altersbezogene öffentliche Ausgaben bis 2060 in der EU um durchschnittlich 4,75 Prozentpunkte der Wirtschaftsleistung und um mehr als 5 Prozentpunkte im Euroraum steigen.“ Die Mehrausgaben würden wachsende Kosten der Renten, Gesundheit und langfristigen Pflege finanzieren.
Die Kommission ordnet die 27 EU-Staaten in drei Gruppen ein. Deutschland gehört mit Großbritannien und den Niederlanden zu der Staatengruppe, in der die altersbedingten öffentlichen Ausgaben um 4 bis 7 Prozentpunkte steigen werden. In Spanien, Irland und Belgien dürften die Ausgaben sogar um mehr als 7 Prozentpunkte wachsen.
In Frankreich, Polen und Schweden liegt der Anstieg unter 4 Prozentpunkten. Die Unterschiede erklären sich durch verschieden hohe Geburtenraten und Unterschiede bei den Renten-, Gesundheits- und Pflegesystemen.