Eine Analyse des europäischen Think-Tanks LEAP/E2020, publiziert im GlobalEurope Anticipation Bulletin (GEAB)
Wie wir im GEAB schon vor über einem Jahrschrieben, sind die Banken, die erst wegen ihrer eigenen Fehler(Subprime, Derivate, exzessive Hebelwirkung...) de fakto in dieInsolvenz getrieben wurden, inzwischen den Risiken der globalenRezession ausgesetzt, die wiederum durch die Fehler der Bankenausgelöst wurde.
Immer mehr Privathaushalte, Unternehmen,Städte, Gemeinde, Regionen und Staaten werden insolvent.Fürchteten die Banken noch 2008, sich untereinander Geld zuleihen, so getrauen sie sich heute nur noch, den“sichersten” Staaten Geld zur Verfügung zu stellen.Damit machen sie natürlich auch keine Profite mehr aus klassischenBankgeschäften.
Der Banken- und Finanzbereich wird 2009 noch inwildem Fahrwasser sein; wir rechnen mit mehr Bankpleiten als 2008. Bisdahin können auch Staaten, die Banken (oder Privatpersonen) als“sicher” ansehen, der Weltwirtschaft noch vieleÜberraschungen bereiten. Unsere Leser wissen, dass wir davonausgehen, dass die USA bis Sommer 2009 Insolvenz erklären muss.
Das wird die Wirkung einer “finanziellen Atombombe” haben, die einige der größten und prestigeträchtigsten Banken weltweit von der Erdoberfläche blasen wird.
Das wird die Wirkung einer “finanziellen Atombombe” haben,die einige der größten und prestigeträchtigsten Bankenweltweit von der Erdoberfläche blasen wird. Um welche es sichhandelt, ist, wie schon 2007 und 2008, leicht festzustellen, denn essind die, die die meisten Anlagen in Werten, die auf Dollar lauten, inihren Bilanzen haben (US-Schatzbriefe, Dollar, Aktien vonUS-Unternehmen...)
Diese Aussage gilt auch für Großbritannien und die Schweiz.
Diese Aussage gilt auch fürGroßbritannien und die Schweiz. Diese beiden Länder, dieunterstützende Pfeiler für das internationale Finanzsystemsind, sind 2009 sehr großen Risiken ausgesetzt. Auch stehen Länder, in denen Renten kapitalfinanziertsind, vor sehr schweren Zeiten; wir hatten schon in der 23. Ausgabe desGEAB darüber geschrieben.
Wir können schon jetzt feststellen,dass in all diesen Ländern (im wesentlichen die USA, Kanada,Japan, Dänemark, die Niederlande) eine wachsende Zahl vonPensionsfonds gigantische Verluste bekannt geben müssen, undgleichzeitig ihre Gebühren erhöhen und ihre Auszahlungenabsenken.
In diesen Ländern besteht eine sehr große Gefahr,dass die Regierungen diese Fonds verstaatlichen müssen, um zuverhindern, dass die Bezüge von Millionen Rentnern nichtvollständig ausfallen. Pension-Fonds werden 2009 vonHypothekenbanken, Hedge Fonds und Investment Banken die Rolle derQuellen schlechter Nachrichten übernehmen.
Die, die zur Zeit Geldnur kurzfristig angelegt haben, die nicht auf unverkäuflichenAktien sitzen und die nicht in Ländern investiert haben, die vordem Staatsbankrott stehen, müssen sich keine Sorgen machen. Dieanderen sollten entweder schnell ihre Investitionen abstoßen odersich auf sehr schlechte Nachrichten einstellen.
Entwicklung von nicht mehr bedienten Kreditkartenschulden in den USA(links) und US-Banken mit den meisten Kreditkartenforderungen in derBilanz (rechts) - Quelle: Businessweek, 12/2008
LEAP/E2020: Ausverschiedenen Gründen, die wir auch schon in vorhergehendenAntworten angeführt haben, funktioniert die Eurozone als besterSchutz gegen den aktuellenfinanziellen/geldpolitischen/wirtschaftlichen Tsunami.
Die Eurozone ist wie ein hohes Betongebäude gegen die Sturmflut, während andere Länder wie Japan und China nur einstöckige Betongebäude haben.
Aber natürlich ist die Eurozonesituation alles andereals perfekt. Es gibt eine eindeutige Notwendigkeit fürregelmäßige Treffen der Staats- und Regierungschefs derEurozone, so wie sie auch einmal im letzten November zusammen traten.Solches Gipfeltreffen sollten vor jedem EU-Gipfel abgehalten werden,also einmal alle vier Monate.
Der aktuelle EU-Präsident ist derMinisterpräsident Tschechiens, also aus einem Land, das nichtin der Eurozone ist, der als euroskeptisch gilt, dessenPräsidentschaftsprogramm keine wichtigen Themen für dieEurozone berücksichtigt, und der in seinem Land gestürzt worden ist. Diese Faktoren werden ganz natürlich dazuführen, dass die Eurozone sich stärker von derEU-Präsidentschaft abkoppeln und neben den üblichenEU-Verfahren Wege finden muss, ihre Prioritäten behandelt zusehen.
- Die in der Krise wachsenden sozialen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten wird die Politiker der Eurozone immer mehr dazu zwingen, nach neuen Mitteln und Maßnahmen zu suchen. Innerhalb der Eurozone müssen solche Mittel und Maßnahmen Gemeinschaftsaktionen aller Eurozonen-Länder sein.
- Weiterhin glauben wir auch aus eher psycho-politischen Gründen daran, dass der Präsident Frankreichs Sarkozy weiterhin seine Idee einer Eurozonepräsidentschaft verfolgen wird (die selbstverständlich ihm zufallen soll). Daran wird er nicht nur festhalten, weil diese Idee sehr kompatibel mit französischen Verwaltungskonzepten ist. Vielmehr braucht er, bald seiner besonderen Aura als Präsident Europas verlustig und der wachsenden Desillusionierung seiner Landsleute mit seinem Krisenmanagement (die auch Gordon Brown in den nächsten Wochen erfahren müssen wird) ausgesetzt, einen wichtigen politischen Erfolg, um sich von den harten sozial-wirtschaftlichen Realitäten Frankreichs absetzen zu können.
Entwicklung innerhalb eines Monats in der prozentualen Insolvenzwahrscheinlichkeit – Quelle: BIS, 11/2008
LEAP/E2020: Wir wir schon in vorher gehenden Antworten gesagt haben,lebt das Bretton-Woods-System von 1944 und 1971 bis 1976 modifiertseine letzten Momente. Die Epoche des Dollars als alleinigesZahlungsmittel für Erdölkäufe geht zu Ende.
Die Epoche des Dollars als alleiniges Zahlungsmittel für Erdölkäufe geht zu Ende.
Die Frage ist nicht mehr, ob der Dollar seinen Status als alleiniges Zahlungsmittel für Erdöl verlieren wird, sondern nur noch, ob diese Entwicklung sich im Chaos vollziehen wird.
- Zum einen ist der Status als alleiniges Zahlungsmittel für Energie langfristig ein Fluch, wie man an den USA heute sehen kann; denn es macht ein Land bequem und läßt es den klaren Blick auf die sich wandelnden Realitäten verlieren. Ein kurzfristig privilegierter Status ist langfristig Ursache für schwere Krisen für ein Land und seine Partner.
- Zum anderen ist diese Situation auch für die ölproduzierenden Staaten wegen der übermäßigen Abhängigkeit von einem Land und seiner Wirtschaft auf lange Sicht problemträchtig, auch wenn es auf kurze Sicht angenehm einfach zu sein scheint. Damit ist es weder im Interesse der Europäer noch der ölproduzierenden Länder, den Dollar durch den Euro beerben zu lassen.
- Vielmehr glauben wir, dass es im Interesse aller wäre, den Preis für Energie im allgemeinen und Öl im besonderen in einer globalen Korbwährung zu ermitteln, der sich aus den wichtigen Währungen der Welt zusammen setzt und somit die Wirklichkeit der globalen Wirtschaft und des Energiemarkts am besten wiederspiegelt. In dieser Korbwährung wären die Währung der großen Wirtschaftsräume der Welt vertreten (Euro, Dollar, Yen, Yuan, Real...) sowie der großen Energielieferanten (Rubel, zukünftige gemeinsame Währung der Staaten des Persischen Golfs...); die Zusammensetzung des Korbes müsste alle zehn Jahre überprüft und, wenn notwendig, neu gewichtet werden, was sich auch auf die Stimmrechte in der zu errichtenden Weltzentralbank auswirken würde, deren Aufgabe die Verwaltung dieser Korbwährung wäre.
- Wir gehen davon aus, dass, wenn der Prozess der Schaffung einer globalen Korbwährung nicht bis Mitte 2009 angestoßen wird, der schwankende Dollarkurs und schwankende Ölpreise, gepaart mit den massiv steigenden US-Schulden, die globale Wirtschaftskrise noch deutlich verschärfen werden und mit einem vollständigen Zusammenbruch des internationalen Währungssystems bis Sommer 2009 zu rechnen ist.