Große Probleme bei Pandemie-Übung. Vertraulicher Bericht listet viele Schwachstellen auf. Krisenstäbe zum Teil unfähig, Entwicklungen vorherzusagen und „vorausschauende strategische Entscheidungen“ zu fällen.
Bei der bundesweiten Pandemie-Übung „Lükex 2007“ ist es zu Pannen gekommen, die im Erstfall schwerwiegende Folgen gehabt hätten.
Das berichtet das Nachrichtenmagazin FOCUS unter Berufung auf den als „Verschlusssache“ eingestuften 53-seitigen Abschlussbericht. In dem vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) erstellten Papier ist laut FOCUS von etlichen „Schwachstellen“, „Defiziten“ und „Missverständnissen“ die Rede.
Demnach waren die übenden Krisenstäbe zum Teil unfähig, Entwicklungen vorherzusagen und „vorausschauende strategische Entscheidungen“ zu fällen. Bedrohliche Szenarien wurden „zum Teil unterschätzt“, auf gravierende Auswirkungen nur schleppend oder gar nicht reagiert. Der Bericht moniert, es habe an „Instrumenten und Daten“ gefehlt, um den Bedarf an Antibiotika oder antiviraler Arznei realistisch einzuschätzen.
Bund und Länder sprachen sich laut FOCUS nur unzureichend ab und entschieden in grundsätzlichen Fragen gegensätzlich, etwa ob Schulen geschlossen werden müssen. Als Fehler werten die Autoren des Berichts die „überraschende vorzeitige Beendigung“ der Übung durch Behörden des Bundes und einzelner Länder. Die personelle Besetzung der Krisenstäbe müsse deshalb „für den Realfall einer kritischen Prüfung unterzogen werden“, zitiert FOCUS aus dem Papier.
BBK-Präsident Christoph Unger verteidigte in FOCUS die Zurückhaltung von Informationen zu dem Pandemie-Planspiel: „Bei der Übung aufgetretene Fehler lassen sich am besten beheben, wenn sie intern analysiert und aufgearbeitet werden.“ Zugleich erklärte Unger, er selbst habe nie behauptet, „dass wir optimal auf eine Pandemie vorbereitet sind“. Dennoch sieht er Deutschland auf einem guten Weg: „Wichtig ist, Fehler frühzeitig zu erkennen und sie abzustellen.“
Bei „Lükex 2007“ hatten Behörden von Bund und Ländern im November 2007 den Ausbruch einer Supergrippe mit 27 Millionen Erkrankten und mehr als 100.000 Toten simuliert. Abschließend hieß es, das Krisenmanagement habe sich „uneingeschränkt bewährt“.
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