Erschrocken zuckt das Hotelpersonal zusammen. Gott sei Dank sehe ich nicht aus wie ein Mexikaner. Dennoch fürchte ich, dass jeden Moment die Häscher von der WHO auftauchen. Denn die Schweinegrippe kommt auch in den Emiraten dem Herrscher gerade recht.
Andererseits: Auch nicht schlecht, wenn sie das Ritz Carlton unter Quarantäne stellen. Zwei Wochen Hotel für lau – der WHO sei Dank. Ich überlege kurz, ob ich nicht doch lieber sage, dass ich vor drei Tagen in Mexiko war und mir jetzt ganz übel ist...
Ein Wunder eigentlich, dass man mich überhaupt in die Vereinigten Arabischen Emirate hereingelassen hat. Das Scheichtum ist nämlich bereits am Flughafen bis an die Zähne gegen die Grippe gewappnet. Urlauber wie Lohnsklaven müssen einen Temperaturscan per Infrarotkamera über sich ergehen lassen.
Nur wer nicht wärmer als 37,5 Grad ist, darf ins Wüstenparadies. Alles darüber wird aussortiert. Bei 42 Grad nachts steigt aber auch die Körpertemperatur eines Kaltblüters zuweilen an. Pech gehabt. Die WHO und der Herrscher kennen bekanntlich kein Pardon.
Dubai. Das „Übermorgenland“ wie der Spiegel noch vor einem Jahr titelte. Die Wüste, zubetoniert.
Dank der Abgaben an den Zapfsäulen daheim lebt die Wüste. Häuser und Hochhäuser gibt es hier wie Sand am Persischen Golf. Ob sie je bewohnt werden?
Alles ist riesig in Dubai, alles gigantisch. Die größte Shoppingmall der Welt. Leider leer. Das höchste Haus der Welt – wird wohl doch fertig, obwohl 60% der Bauvorhaben gestoppt wurden. Die Angst geht um im Übermorgenland. Bis zum Sommer werden wohl eine Millionen Untertanen das Land verlassen. Manche Hals über Kopf.
Wie es dann weiter geht weiss niemand. In den Zeitungen liest man darüber wenig. Letztes Jahr noch Immobilienanzeigen, dick wie Telefonbücher. Heute Null. Der Taxifahrer erzählt Horrorgeschichten über Menschen, die aus Dubai fliehen. Er stöhnt. Das Geschäft läuft schlecht wie noch nie. In drei Stunden 30 Dirham – das sind 6 Euro. Die Hotels sind leer. Die Menschen hauen ab.
Aber die Wüste leuchtet. Millionen Laternen lassen selbst abgelegenste Wüstenpfade taghell erstrahlen. Wie lange noch? Gerüchte kursieren, Dubai selbst ist pleite. Abu Dhabi muss helfen. Wie soll das gehen? Keine Antworten.
Wenn es einen Ort gibt, an dem die Finanzbubble sichtbar wird und sichtbar platzt, dann ist es hier, in Dubai.
Doch der Persische Golf ist wunderbar. Der Strand weiss, das Wasser strahlt in Türkistönen. Das wird die Krise überleben.