Bevor Volkswirtschaften durch Millionenausgaben für Tamiflu belastet würden, solle erst einmal die Wirksamkeit des Medikaments gegen die Schweinegrippe in guten Studien an Menschen belegt werden.
Dies forderte Bernd Mühlbauer, Direktor des Instituts für Pharmakologie am Klinikum Bremen-Mitte, gegenüber dem Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL. Noch sei die Wirkung gegen das Schweinegrippe-Virus lediglich im Labor belegt.
Aber auch bei der gewöhnlichen Grippe werde die Bedeutung des Wirkstoffs häufig weit überschätzt. Im Durchschnitt verkürze das Medikament die Krankheitsdauer nur um einen Tag. Im Zuge der Schweinegrippe-Epidemie fürchtet Mühlbauer nun, dass das Grippemittel viel zu großzügig eingesetzt wird.
Wie in Großbritannien eine ganze Schule mit Tamiflu zu behandeln, nur weil sich fünf Schüler mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert hatten, hält er angesichtsder Gefahr von Resistenzbildungen und der Nebenwirkungen des Medikaments für „fast schon unverantwortlich“.
Auch für 20 Prozent der Bevölkerung Antigrippemittel einzulagern, wie es der Nationale Pandemieplan in Deutschland vorsieht, hält der Bremer Pharmakologe für übertrieben.
Lediglich für Risikopatienten, medizinisches Personal, Polizei, Feuerwehr und ähnliche Berufsgruppen sollten die Medikamente vorrätig sein. Im Falle einer Pandemie müsse dann eben dafür gesorgt werden, dass wirklich nur diese Personengruppen die Mittel erhalten.