Als plastisches Beispielfür die kritisierte Nähe zur Wall Street gelten aktuell die Umständedes Rücktritts des Aufsichtsratschefs der Federal Reserve von New York,Stephen Friedman.
Der Ex-Chef der Investmentbank Goldman Sachsbegründete seinen Rückzug in der vergangenen Woche, dass die Diskussionum sein Goldman-Aktienpaket der Fed in der jetzigen heiklen Phaseschaden könne.
Besonders pikant ist die Situation, weil die New YorkFed im US-Notenbank-System eine besondere Stellung einnimmt: Sie führtam Finanzplatz New York die Offenmarkt- und Devisengeschäfte derZentralbank aus und ist auch an der Aufsicht über die Banken beteiligt.
Sie selbst gehört allerdings nicht dem Staat, sondern denMitgliedsbanken die sie eigentlich kontrollieren sollte. Die Fed istquasi das profitabelste Monopolunternehmen aller Zeiten, denn sie istder exklusive Produzent von US-Dollars.
Die Fed, deren Board vomUS-Präsidenten bestimmt wird, bezeichnet sich selbst als unabhängiginnerhalb der Regierung. Das Fed-System diene "öffentlichen Zwecken,habe aber auch private Aspekte". Genau diese Konstruktion sorgt nun imFinanzministerium für kritische Fragen: Ressortchef Timothy Geithnersagte Reuters, die Zentralbank müsse sich genauer damit beschäftigen,wie mit Interessenkonflikten umzugehen sei. Auch Fed-Chef Ben Bernanketeile diese Auffassung.
Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugmankritisierte die Belastungstests als unzureichend. Die USA hätten dieChance zu einem Befreiungsschlag verpasst und spielten in derschwersten Krise seit Jahrzehnten auf Zeit.
"Eine radikale Lösung zurStärkung der Banken wäre eine vorübergehende Verstaatlichung derCitigroup und womöglich der Bank of America gewesen", erklärte Krugman.Mit "halbherzigen Maßnahmen" riskierten die USA nun eine lange Phaseder wirtschaftlichen Agonie. "Mich treibt die Sorge um, dass den USA,aber auch der Euro-Zone verlorene Jahrzehnte wie in Japan bevorstehen",sagte Krugman.
Japan war nah dem Platzen einer Immobilienblase in denfrühen 90er Jahren in eine wirtschaftliche Schockstarre verfallen, diesich erst Anfang dieses Jahrzehnts löste.
Mit den Stress-Testswollte die Fed ermitteln, wie gut die Banken für eine eventuelleVerschärfung der Finanzkrise gewappnet sind. Der Test erleichtere esden Banken, sich nun auch ohne staatliche Hilfe zu rekapitalisieren,versicherte Lacker.
Das "Wall Street Journal" hatte berichtet, diegeprüften US-Banken hätten den zunächst von der Regierung ermitteltenKapitalbedarf heruntergehandelt - im Fall der Citigroup von 35Milliarden Dollar auf fünf Milliarden Dollar.
Mit dem Testüberprüfte die US-Regierung konkret, wie groß der Kapitalbedarf von 19Großbanken bei einer Verschärfung der Rezession ist. Die meistenInstitute schnitten dabei besser ab als befürchtet: Zehn von 19 Bankenmüssen ihr Kapital um insgesamt 75 Milliarden Dollar aufstocken undwollen die Mittel dazu größtenteils aus eigener Kraft aufbringen. © 2009 -->IBTimes.com