Jemand, der die Welt so sehr aus den Angelnhebt wie er, der es schafft, mehr Gewinn zu machen als Umsatz, bringtso etwas eben doch nur zustande, indem er sich ungeheuerlicher Methodenbedient. Dies ist eine Erkenntnis, die sogar beruhigt. Denn siebestätigt eine uralte Regel, an der ich schon zu zweifeln begann: GroßeChancen eröffnet man sich nur, indem man auch große Risiken eingeht.
Dieses eherne Gesetz wollte Wiedeking mit seiner Zockerei vonZuffenhausen außer Kraft setzen. Er und sein Stellvertreter HolgerHärter, den ich schon für ein Finanzgenie hielt, wollten uns Glaubenmachen, Milliardengewinne aus dem Nichts, nämlich aus reinerFinanzjonglage, wären möglich, ohne entsprechende Risiken zu schultern.In einer wahren Orgie aus Options- und Kreditgeschäften machten siePorsche zu einem Hedge-Fonds mit angeschlossener Sportwagenabteilung.Dafür strichen sie kurzfristig exorbitante Gewinne ein. Dielangfristigen Risiken kommen erst jetzt langsam zum Vorschein. ImPrinzip unterscheiden sich die beiden Manager damit kaum von jenenBankern, die in den letzten Jahren für eigene kurzfristige Erfolgeganze Unternehmen aufs Spiel gesetzt haben.
Ahnungsloser Aufsichtsrat?
Ihre Strategien, mit denen Wiedeking und Härter mal hierKaufoptionen gleichzeitig kauften und verkauften, mal dort Kaufoptionenkauften und im selben Moment Verkaufsoptionen verkauften (wer kann danoch folgen?), hüteten sie als strenges Geheimnis - in einem Kasten,der so schwarz war wie der berühmte Gorilla auf der Leinwand. Selbstder eigene Aufsichtsrat tappte im Dunkeln. Porsche-Aufseher FerdinandPiech outete sich erst jetzt: Er wisse auch nicht, wie hoch die Risikenaus den Optionsgeschäften sind. Das ist wieder mal typisch. Solangealles gut geht, macht niemand den Mund auf. Erst wenn es zu spät ist,wird gejammert.
Erst jetzt also poltert Piech gegen den Porsche-Boss. Erst jetzt,wo auch Zuffenhausen seine hausgemachte Kredit-Krise hat, stellt er denPoker-König in Frage. Wiedeking, den sich einst die Mehrheit derdeutschen Wirtschaftsbosse sogar als Kanzler wünschte, ist damitendgültig zum Abschuss freigegeben. Am Ende wird er zwar nicht vomWolkenkratzer geschossen wie der Riesenaffe im Film, aber stürzendürfte auch er. Nur gut, dass ein weiches Polster auf ihn wartet. Dennsein Gehalt von mehr als hundert Millionen Euro allein für die letztenbeiden Jahre wird es dem Porsche-Lenker ermöglichen, bis zu seinemLebensende hinter Porsche-Lenkrädern zu sitzen.