Der globale Bedarf an Impfstoff gegen das Schweinegrippe-Virus wird nicht zu decken sein. Das sagte Marie-Paule Kieny, WHO-Direktorin für Impfstoffe, demHamburger Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL.
Selbst wenn die Impfstoffproduktion gegen das neuartige Virus bald weltweit in Gang komme, würden im Falle einer Pandemie „Milliarden von Impfdosen fehlen“.
Gerade für die armen Länder werde „absolut nichts übrig sein“, mahnte Kieny. Die Pharmafirmen der Welt werden ihren Angaben zufolge innerhalb des nächsten Jahres maximal ein bis zwei MilliardenImpfdosen herstellen können. Das meiste davon sei aber bereits verkauft.
Wie DER SPIEGEL berichtet, haben entwickelte Länder wie Deutschland lange bestehende Verträge mit Impfstoffherstellern, die diese verpflichten, genügend Impfstoff zu liefern, um die gesamte Bevölkerung, wie medizinisch erforderlich, zweifach zu impfen.
Kieny regt nun an zu prüfen, ob die entwickelten Länder ihre Impfprogramme auf Risikogruppen beschränken könnten. Auf diese Weise könnte mehr Impfstoffauch für ärmere Länder abgezweigt werden. Auf der am Montag beginnenden Weltgesundheitsversammlung in Genf will WHO-Chefin Margaret Chan einen Aufruf zur Solidarität an die versammelten Gesundheitsminister richten.
Das Schweinegrippe-Virus H1N1 befindet sich unterdes nach wie vor auf dem Vormarsch. Der Londoner Epidemiologe Neil Ferguson geht davon aus, dass es „in sechs bis neun Monaten“ weltweit verbreitet sein werde.
Ein Drittel der Menschheit werde sich infizieren. Bisher führte das Virus meist zu leichten Verläufen – was allerdings bei den Grippe-Pandemien von 1918, 1957 und 1968 anfangs ebenso war. Erst in einerzweiten oder dritten Angriffswelle verwandelte sich das Virus in eine aggressivere Form, die Millionen tötete.