Die Europäische Zentralbank erkennt eine Verlangsamung des wirtschaftlichen Abschwungs, erwartet allerdings auch für den Rest des Jahres einen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit.
Der Tiefpunkt sei möglicherweise schon erreicht, sagte Jürgen Stark, Mitglied des Direktoriums der EZB in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Die Wirtschaft werde in diesem und den beiden nächsten Quartalen möglicherweise noch schrumpfen, aber viel moderater als zuvor. "Der freie Fall der Volkswirtschaft dürfte vorbei sein", sagte Stark.
Der Chefvolkswirt der EZB warnte vor einer übermäßigen Verschuldung. Die stabilisierenden Maßnahmen der Staaten seien in der Finanzkrise zwar notwendig. Die Verschuldung dürfe aber dennoch nicht den vertretbaren Rahmen sprengen.
Rechne man die Konjunkturprogramme der Euro-Mitglieder und die automatischen Stabilisatoren zusammen, betrage der konjunkturelle Impuls der öffentlichen Haushalte in diesem und dem nächsten Jahr etwa 4,5 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Bis 2010 werde der Stand der Staatsschulden im Durchschnitt um 20 Prozentpunkte auf mehr als 80 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung zunehmen. "Wer angesichts dieser Zahlen jetzt zusätzliche Stimulierung fordert, der schürt die Gefahr, dass die Glaubwürdigkeit der öffentlichen Finanzen unterminiert und die Effektivität der Programme vermindert werden. Lassen wir diese Maßnahmen erst einmal wirken", sagte Stark.