Ägypten im April 2008. Vor den Bäckereien bilden sich lange Schlangen. Verzweifelte Hausfrauen kaufen Brot auf Vorrat, wer hinten ansteht, bekommt oft nichts mehr. Bei der Bevölkerung grassiert die Angst vor Hunger, denn Brot ist hier das wichtigste Nahrungsmittel.
Hintergrund für die Versorgungskrise sind die stark gestiegenen Getreidepreise. Eigentlich gibt es in Ägypten eine Preisbindung für Brot. Mehl wird subventioniert. Doch inzwischen ist es zum knappen Gut geworden, den Bäckern fehlen die Vorräte. Zwar kostet ein Laib nasch wie vor nur 25 Piaster, etwa 3 Cent, doch sie werden immer kleiner.
Man denkt ja, das ist immer noch ein Spottpreis, aber Millionen Ägypter müssen mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen, da ist jeder Cent überlebensnotwendig. Im Land wird über das Thema nur zurückhaltend berichtet. Es sickerte jedoch durch, dass es schon mehrfach Hungerunruhen mit Toten gab. Bei Luxor wurden während eines Aufstandes auch Touristen verletzt. Wir selbst sind mehrere Wochen durch´s Land gereist. Auch uns fielen in jedem Ort die langen Schlangen vor den Bäckereien auf. Unabhängig voneinander schilderten uns mehrere Taxifahrer die sich seit Wochen zuspitzende Lage.
Nur wenige Ägypter kommen mit ihren kargen Löhnen noch halbwegs über die Runden. Millionen droht extreme Armut, da die Löhne kaum steigen, die Preise für Nahrungsmittel jedoch explodieren. Jemand der mehr als die Hälfte seines Einkommens für´s Essen ausgeben muss, ist von Preiserhöhungen beim wichtigsten Gut, der Nahrung, besonders betroffen.
Wenn man einem Einheimischen erzählt, dass in Deutschland der Anteil an Biosprit immer höher wird, schlägt einem völliges Unverständnis entgegen. Niemand kann verstehen, dass Nahrungsknappheit auch durch Gier auf neue Treibstoffquellen entsteht. Hunger in Ägypten, damit in Europa die Autos weiter rollen können. So fühlen sich die Ägypter. Steigen die Nahrungsmittelpreise weiter, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Aufstände ausweiten.