Die allgemeine Situationläßt eher den Verdacht aufkommen, dass die US-Zentralbankschon seit vielen Monaten über seine „Primary Dealers“US-Staatsanleihen kauft. Zwei Indizien stützen diese Vermutung:zum einen weigert sich die US-Zentralbank bekannt zu geben, wer (undalso aus welchen Gründen) von den vielfachen Milliardensummenprofitiert hat, die sie in die Banken gepumpt hat (3); zum anderen istes allmählich auch für Deutschland, das über einegesunde Wirtschaft, eine beispielshafte Haushaltsdisziplin und riesigeÜberschüsse verfügt, schwierig, seinen Bundesanleihen zuverkaufen (4).
Wenn wir einmal von diesem Märchen absehen, nach dem dieUS-Staatsanleihen eine so sichere und begehrte Anlage wären, dassInvestoren weltweit sie auch bei negativer Verzinsung unbedingt kaufenwollten, dann bleibt als einzig mögliche Erklärung fürden regen Abfluss der US-Staatsanleihen, dass die US-Zentralbank selbstoder durch Mittelsmänner heimlich schon seit Monaten dieUS-Staatsanleihen aufkauft.
Die USA mussten zu einem Zeitpunkt, als es der Weltwirtschaft wenigstens scheinbar bestens ging, 80% der globalen Ersparnisse anlocken, um ihre Defizite abzudecken.
Das ist natürlich eine Missionimpossible, die zum Ende des Dollars als wichtigste Weltwährung(7) führen wird, es sei denn, den USA gelingt es, der Weltvorzuspiegeln, sie würden ihre Defizite nicht mit frischgedrucktem Geld, sondern mit ausländischen Krediten abdecken. AlsAlternative bliebe ihnen noch, wie wir schon früher voraussagten,sie lösten einen globalen Wettstreit der Staatsanleihen aus, derdie Staaten zwingen würde, zur Finanzierung ihrer Defizitedeutlich höhere Zinsen für ihre Schulden zu bezahlen und sichgegenseitig in Renditeversprechungen an ihre Gläubiger zuübertreffen.
Die Welt von 2009 istzahlungsunfähig geworden, der Zinskrieg wird beginnen (8). Daswird all die ruinieren, die in Anleihen von stark verschuldeten Staatenoder Unternehmen investiert haben, die unweigerlich insolvent werden,wenn die Zinsen stark steigen.
Die Zentralbanken, die die US-Zentralbank imitieren, versuchen, Wirtschaftsakteure solvent zu machen, die es nicht mehr sind und es auch nicht mehr werden können, weil ihr Wirtschaftsmodell nicht mehr in die Zeit passt.
Um es auf einen Punkt zu bringen: DieZentralbanken, die die US-Zentralbank imitieren, versuchen,Wirtschaftsakteure solvent zu machen, die es nicht mehr sind und esauch nicht mehr werden können, weil ihr Wirtschaftsmodell nichtmehr in die Zeit passt.
Die Regierungen müssen endlich damit aufhören, in denKategorien von „Ankurbelung“ und „Stimulanz“ zudenken. Denn zwischen Gestern und Morgen gibt es keine Lösung inder Kontinuität. Es ist vielmehr notwendig, dass darübernachgedacht wird, wie wir die Krise überstehen können.
Wenn man auf die Sprache derRegierenden achtet, wird man erkennen können, wann die ersten zuverstehen anfangen, dass dies wirklich eine historische Krise ist.Für 2009 machen wir uns leider insoweit noch keine Hoffnungen. Wirmüssen uns also auf auf ein sehr gefährliches Gemisch vonIneffizienz, Wirklichkeitsverdrängung und zielloserHyperaktivität vor dem Hintergrund eines allgemeinen Wettlaufs umdas weltweit verfügbare Sparvermögen einstellen.
Noten:
(2) Dieses Vorgehen wird nach unserer Auffassung schon seit Jahrenbetrieben (wir haben schon mehrfach darüber geschrieben), aberfrüher geschah der Aufkauf diskret über die Primary Dealer.Inzwischen hat sich die Situation so verschlimmert, dass, angesichtsder Summen, die abgenommen werden müssen, die US-Zentralbank esunmittelbar und öffentlich machen muss.
(3) Bloomberg, dem man schwerlich eineAnti-Wall Street – Ideologie vorwerfen kann, hat übrigenseinen Prozess gegen die US-Zentralbank angestrengt, um insbs. zuerfahren, welche Art von Sicherheiten die von der US-Zentralbankunterstützen Banken bei ihr hinterlegt hätten. Diese Klagehat bis zur Zeit noch keine Früchte getragen. (Quelle: SeekingAlpha,15/12/2008). Und von dem neuen US-Finanzminister Timothy Geithner, derinsbs. Citigroup erlaubte, zu einem Riesen auf tönernenFüßen zu werden, indem er die Aufsicht durch die Zentralbankvon New York, deren Präsident er war, lockerte, darf man kaumerwarten, dass er eine Politik der bedingungslosen Transparenzverfolgen werde.
(4) Quelle : Bloomberg, 07/01/2009
(5) Die aktuelle Voraussage eines US-Bundesdefizits 2009 von 1.200Milliarden USD ist noch sehr vorsichtig, den sie schließt nochnicht die Finanzierung des Obama’schen Konjunkturprogramms ein,sie ist sehr optimistisch hinsichtlich der effektiven Kosten derBail-outs des letzten halben Jahres und sie unterschätzt dieEinbrüche in den zu erwartenden Steuereinnahmen. Wir hingegengehen davon aus, dass sich das US-Bundesdefizit 2009 zumindest um 2.000Millarden Dollar bewegen wird (im Vergleich zu 455 Milliarden Dollar2008). Und niemand berechnet hierbei die Defizite von über 1000Milliarden Dollar der Bundesstaaten ein, oder die unzureichendenPensionsrücklagen der US-Unternehmen, deren Defizit 2009 auchvoraussichtlich mehr als 100 Milliarden Dollar betragen dürfte.Quellen: Reuters, 13/01/2009; NewYorkTimes, 13/01/2009
(6) Die Währungsreserven Chinas sind 2008 zum ersten Mal seit fünf Jahren rückläufig. Quelle : Bloomberg, 22/12/2008.
(7) Im übrigen hat China zwischen den Jahren 2008 den Exporteurenseiner wichtigsten Industrieregionen zum ersten Mal genehmigt, fürden Handel mit Ländern des ASEAN den Yuan statt des Dollars zubenutzen. Dieser erste Test unter realen Bedingungen dürfteVorzeichen für eine weitere beschleunigte Entwicklung in dieserRichtung im zweiten Halbjahr 2009 sein. Source : TimesofIndia,25/12/2008. Um sich eine Vorstellung der Entwicklungen 2009 machen zukönnen, ist es nunmehr notwendig, Chinas Erwartungen undBefürchtungen für 2009 einzubeziehen. Dieser Artikel vonXinhuanet, der sich mit den Prognosen für 2009 befasst und denTitel „Deutliche Veränderungen in der globalen politischenund wirtschaftlichen Landschaft“ trägt, ist hierbei sehrhilfreich. Quelle: Xinhuanet, 28/12/2008
(8) Dieser Zinskrieg wird sich parallel zu einem Handelskriegentwickeln, denn die USA, die mit ihren multiplen Rettungsplänen,die die Wettbewerbsregeln der WHO ignorieren, schon diesen Wegeingeschlagen haben, und die über einen demokratischen und damithistorisch protektionsfreundlichen Kongress verfügen, werden demSirenengesang ihrer großen Automobil- und Stahlunternehmenerliegen und eine „buy American“- Politik verfolgen.Quelle: CNBC, 02/01/2009
(9) Diese Krise von 1873 bis 1896%E2%80%931896),die von den Wirtschaftswissenschaftlern auch die « GrandDepression » genannt wird, war die erste, die tatsächlicheine globale Dimension hatte. Ihre Dauer beweist, dass Krisen sehrlange andauern können, länger als die Weltwirtschaftskrisevon 1929ff. Diese Krise dauerte 23 Jahre! Ihr Ablauf erinnert in vieleman die, die wir heute durchlaufen: Immobilienkrise, Finanzblasen,Banken, die wegen Spekulationsverlusten Konkurs machen, vieleinsolvente Wirtschaftsakteure, Verbreitung der Krise durch die Finanz-und Warenströme einer ersten Globalisierung in andere Weltgebiete,rücksichtslose Investition in das damalige Wirtschafts-El DoradoAmerika (heute China). Die sehr guten Arbeiten von Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff,aus denen wir die beiliegende Graphik über die Korrelation vonMassenarbeitslosigkeit und Bankenkrisen entliehen haben, köntensehr dankenswerter Weise durch Arbeiten über diese Krise 1873-1896ergänzt werden. Zur Ergänzung kann man auch noch einen sehrinteressanten Artikel über diese Krise aus eherfranzösisch-kanadischer Sicht in Devoir (09/10/2008)nachlesen.