Die Deutsche Bank hat auch den ehemaligen Gewerkschaftsvertreter von Ver.di im
Aufsichtsrat der Bank, Gerald Herrmann, von einer externen Detektei bespitzeln lassen.
Das geht aus dem internen Prüfbericht der Anwaltskanzlei Cleary Gottlieb Steen
& Hamilton hervor, der seit Ende vergangener Woche der Bank vorliegt. Herrmann
stand im Verdacht, Geschäftszahlen des dritten Quartals im Jahr 2001 an die Nachrichtenagentur
Reuters gegeben zu haben. 2006 wurden auch Vorstände bespitzelt,
die im Verdacht standen, dass sie Kontakte zu dem ehemaligen Medienunternehmer
Leo Kirch unterhalten. Kirch überzieht die Bank seit dem Zusammenbruch
seines Firmenimperiums, für den er das Institut verantwortlich macht, mit Klagen.
Selbst der kritische Aktionär Michael Bohndorf, ein auf Ibiza lebender Rechtsanwalt,
wurde im Auftrag der Bank beschattet. Die Detektive erstellten dabei Bewegungsprofile
und untersuchten, wann sich der Betroffene mit wem traf. Doch sie gingen
noch einen Schritt weiter und suchten ganz gezielt nach persönlichen Schwächen
des Anteilseigners. Dabei sei es auch zum Einsatz weiblicher Lockvögel gekommen.
Die Betroffenen sind inzwischen von der Bank über die Maßnahmen informiert worden.
Die Bank arbeitete in Sicherheitsfragen mit unterschiedlichen Unternehmen
zusammen, darunter Control Risks und Bühner Private Risk Advisors. Einer der Unterauftragnehmer
war die von Ex-Stasi-Mitarbeitern geführte Firma Desa, die auch
schon im Datenskandal bei der Deutschen Telekom eine Rolle gespielt hat. In einer
Sondersitzung sollen die Aufsichtsräte demnächst über die Ergebnisse der internen
Prüfung unterrichtet werden. DER SPIEGEL 28/2009