Das erste Halbjahr verlief an den Börsen derEmerging Markets außerordentlich erfolgreich, obwohl auch die meisten EmergingMarkets mit Ausnahme von China eine schwere Rezession zu verkraften haben. DieBRIC-Länder überzeugten mit einer deutlichen Outperformance von über 50% imDurchschnitt gegenüber dem DAX, Dow Jones Industrial oder Nikkei Index, die inetwa nur das aufholten, was sie bis Mitte März verloren hatten.
Dabei schnittzum Schluss Brasilien mit +65% am besten ab vor China (61%), Russland (54%) undIndien (50%) gemessen am MSCI-Länderindex. Bei einigen Performanceranglisten aufUSD-Basis liegt China vorn vor Russland, Indonesien und Indien. Einige Börsenwie die Kasachstan werden in den Rangliste gar nicht aufgeführt, liegen aberauch über 40% im Plus. Bemerkenswert istdass die Börsen aus China, Indien, Türkei und Venezuela im 1 Jahresvergleichschon wieder im Plus sind. Hier war die Wertaufholung also besonderssignifikant. Dabei schnittenSolarunternehmen aus China mit einer Kursverdoppelung bis Verdreifachungbesonders erfreulich ab.
Dies zeigtdeutlich auf, dass es auch in der größten Wirtschaftskrise in der Nachkriegzeitgute Trading-Chancen gibt. Dies erfordert aber ein sehr aktives,trading-orientiertes Verhalten der Anleger. Bei den meisten Anlegern wurdenaber nur passiv Kursverluste aus dem Vorjahr etwas verringert, weil man „durchgehalten“hat. Ende Mai hatte Russland noch die Nase vorn miteinem Plus von über 80% aber im Juni korrigieren die Kurse an der MoskauerBörse um 18% durch Gewinnmitnahmen.
Aber selbstwenn man den Top-Performer Brasilien herauslässt und dafür Türkei einsetzt,also auf „TRIC“ gesetzt hat liegt der Anleger ganz vorne, denn auch die Türkeiverzeichnete ein Plus von 38%. Diesstand jedoch nicht im Einklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung, da es auchin der Türkei eine tiefe Rezession gibt. Besonders ausgeprägt ist die Rezessionin den baltischen Ländern mit -14 bis -18%, in der Ukraine mit -20% und inRussland mit -10% des BSP. Das einzigeosteuropäische Land, das ein positives BSP aufwies, war im 1. Quartal Polen mit0,8%.
Die Outperformanceder Emerging Markets war in erster Linie aber eine Wertaufholung infolge derdramatische Underperformance des letzten Jahres mit Kurseinbrüchen von über 60%bei BRIC oder TRIC. Dies bestätigt wiederum die hohe Volatilität der EmergingMarkets im Vergleich zu den entwickelten Industrieländern. Dies ist aber einealtbekannte Erfahrungstatsache.
Es ist daher fahrlässig und gefährlich, dieKurse insbesondere in Emerging Markets ins Bodenlose fallen zu lassen, da danndie Wertaufholung umso größer ausfallen muss. Das Erkennen von systemischen,globalen Risiken und auchmarkttechnischen Trendwenden ist bei Emerging Markets also besonders wichtig. Deswegenhabe ich schon Mitte letzten Jahres so intensiv zum Ausstieg bei allen EmergingMarkets geraten, was im EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de)auch nachlesbar ist.
Viele Anleger verlieren das „big picture" zu schnellaus den Augen und bemühen sich nur um Informationen ihrer eigenen Aktien und„Lieblinge“. Die Krise hatte sich vorher rechtzeitig angekündigt. Aber selbstBen Bernanke hatte damals das Ausmaß der Krise nicht richtig erkannt. In vielenkleinen Ländern ist der Anleger aber in einer Liquiditätsfalle wie in derUkraine, Südosteuropa und den baltischen Ländern. Diese Liquiditätsrisiken müssenbei kleinen Emerging Markets also beachtet werden, dafür sind dann dieKursausschläge in Haussephasen auch umso deutlicher.
Hoffen wiralso, dass die Börse als bester Kenner der Wirtschaft zumindest für die neuenHoffungsträger der Welt, nämlich die Emerging Markets, recht haben und das sich ein realer Konjunkturaufschwungim zweiten Halbjahr zumindest ansatzweise abzeichnet, also wieder zumindest stagnierende BSP-Zahlen, geringereArbeitslose und vor allem wieder zunehmende Aufträge und Unternehmensgewinnezumindest zum Vorquartal.
Ich habe da aber noch meine Zweifel, dass die Pferdetrotz der Megakonjunkturprogramme im 3. Quartal schon saufen werden. Und falls es Ergebnisverbesserungen gibt, mussman prüfen, wie nachhaltig diese in Zukunft sein können. Vor allem in Asiengibt es in einigen Ländern schon deutliche Zeichen der Stabilisierung. So eineKrise, die uns noch lange Jahre beschäftigen wird, kann aber auch die Innovationsfähigkeit derUnternehmen steigern helfen. Ein zu starker Protektionismus wie in China undRussland ist dabei aber eher hinderlich. Zudem muss sich das Krisenmanagementverbessern. Die Börse wird nun zunächst die uns vorgelegte Zahlen für das 2. Quartalebenso auswerten wie die neuen Konjunkturzahlen aus den USA. Ich kann mir gutvorstellen, dass es dabei auch einige Enttäuschungen geben wird.
Von derMarktechnik her befinden wir uns bei denmeisten Weltbörsen immer noch – nachmeiner Einschätzung – in einem intakten Bärmarkt, der noch nicht nachhaltigverlassen wurde. Immerhin wurde schon die 200-Tageslinie einmal nach obendurchbrochen, aber noch nicht die langfristige Bärmarkt-Trendlinie seit August2008. Dies könnte aber im 3. Quartal durchaus geschehen, falls es positiveQuartalsergebnisse und Konjunkturdaten gibt. Andernfalls wird der Bärmarkt intakt bleiben, was zu kräftigenKorrekturen führen kann.
Von der Markttechnik befinden wir uns schon jetzt ineiner brisanten Phase. Der DAX gab am Freitag nur leicht um 0,22% auf 4708Indexpunkte nach, während der S&P-Index aufgrund schwacher Konjunkturdatenum 2,91% auf 896 Indexpunkte nach der RTS-Index blieb relativ stabil bei 950 Indexpunkte.Dabei korrigierte der Ölpreis kräftig auf 66 USD/Barrel und der Goldpreisstabilisierte sich bei 932 USD/Unze.
Wenn der DAX nachhaltig unter 4700, derS&P unter 880 und der RTS unter 900 Indexpunkte geht, sollten Sie auch anden Ostbörsen in Liquidität gehen und eine defensive Anlagepolitik bevorzugen,denn dann ist wieder Cash king. Mit ETFs (Exchange traded funds) für Osteuropa, die im nächsten EST STOCKTRENDS (www.eaststockde) ausführlichvorgestellt werden hat der Anleger auch flexible Investmentvehikel. Im denZusammenhang sind Unternehmensanleihen aus Russland mit zweistelligen Renditeneine gute Alternative, eines Teil das Cashs renditewirksam anzulegen.
Welche Aktienaus Osteuropa jetzt im Trading-Bereich ge- oder verkauft werden sollten, könnenSie auf der täglich aktualisierten Ostbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86 €/Min)entnehmen.
Radio+TV-Hinweis: Der Autor wurde am 1.und 3. Juli 2009 von der Deutsche Welle im Radio über die Aussichten vonKasachstan und Russland befragt. Sie können sich das Interview und denOnlinebeitrag unter www.eaststock.de(dort unter de Rubrik Interviews) per link nach www.dw-world.de runterladen (auf russisch). DerAutor wird zudem am 6. Juli anlässlich des Besuchs von Obama in Russland um18.15 Uhr live in N24 über die Aussichten des russischen Aktienmarktes befragt.Wer das Interview verpassen sollte, kann sich das Interview auch unterwww.n24.de anschauen. Einewesentlich ausführlichere Analyse des Bad Bank Konzeptes und die Auswirkungender Staatsverschuldung können Sie jetzt runterladen, wenn Sie den kostenlosenNewslettter von Andreas Männicke unter www.andreas-maennicke.de bestellen.