Warum vorerst keine Inflation?
Inflation,also die Entwertung des Papiergeldwertes, ist das klassische Umfeld fürsteigende Edelmetallkurse. Damit Güterpreisinflation eintritt, muss ineinem bestimmten Zeitraum die Geldmenge schneller steigen, als dieMenge an produzierten Gütern und Dienstleistungen. Damit Preisesteigen, muss die Nachfrage größer sein als das Angebot.
Weitere wichtige Voraussetzungen: Es ist erforderlich, dass das Geld (schnell) im Wirtschaftskreislauf zirkuliert.
DieKonsumenten-Psychologie: Menschen geben ihr Geld schneller aus, weilsie damit rechnen, dass die Waren morgen noch teurer sein werden.
Fazit:Inflation bedarf eines expansiven Wirtschaftsumfeldes. Davon sind wirderzeit aber weit entfernt. Wenn die Menschen aufgrund vonMassenarbeitslosigkeit kaum frei verfügbare finanzielle Mittelbesitzen, dann können Sie auch nicht viel ausgeben. Ergo: keinesteigende Nachfrage und damit keine steigenden Preise.
Was ist mit der Liquiditätsschwemme?
DieKapitalvernichtung in der Finanzmarktkrise war und ist noch immerriesig. Die Banken benötigen weiter Geld, um Bilanzlöcher zu stopfenund die Eigenkapitaldecke zu stärken. Das zusätzlich geschaffene Geldzirkuliert vorwiegend innerhalb des Finanzsystems und gelangt nurtröpfchenweise in die Wirtschaft.
Die Banken stecken dasbillige Geld in vergleichsweise renditestarke Anlagen, anstatt sich desRisikos der Vergabe von Firmenkrediten gegen Minizinsen auszusetzen.
DieInvestitionsnachfrage, die Beschäftigung und damit Konsumgüternachfragewerden somit nicht ausreichend stimuliert, um für einenWirtschaftsaufschwung zu sorgen.
Wird das Finanzsystem nun immerweiter mit Geld geflutet, dann dürfte sich an dieser Situation vorerstnichts ändern. Die Situation kann sich für die Realwirtschaft sogarnoch verschlimmern. Denn die Liquiditätsschwemme führt im Zweifel zueiner Blasenbildung innerhalb des Finanzsystems. Die Rede ist hierbeispielsweise vom Anleihenmarkt, der zuletzt von Unternehmen immerstärker zur Finanzierung herangezogen wurde. Eine Flucht aus Anleihenkönnte verheerende Folgen für die Finanzierung von Staaten undUnternehmen haben.
Was spricht für eine Deflation?
Momentandeutet vieles darauf hin, dass wir uns auf eine Deflation zubewegen.Das gilt für Deutschland und die Eurozone. Aber auch die USA sind nochnicht aus dem Schneider.
Deflation, das bedeutet sinkendePreise mit einem sich selbst beschleunigenden Abwärtstrend: massiverPreiswettbewerb, schrumpfende Unternehmensgewinne, Firmenpleiten,Massenentlassungen, Konsum-Einbruch, weitere Firmenpleiten …
DieKonsumenten-Psychologie: Es herrscht Käuferstreik. Die Menschen haltenihr Geld zurück, weil sie damit rechnen, Waren bei weiter sinkendenPreisen morgen noch günstiger einkaufen zu können oder einfach weil siedas Geld in Erwartung einer düsteren Zukunft horten.
Aktuelle Indikatoren:
1. Preise: Sie sinken bereits
Inder Eurozone wurde im Juni erstmals seit Bestehen der EU eine negativeInflation (-0,1 %) registriert. In den USA sank der Consumer PriceIndex im Mai um 1,3 Prozent im Vergleich zum Mai des Vorjahres.Experten weisen in diesem Zusammenhang relativierend auf die weiterpositive Kerninflationsrate hin, weil der Ölpreis im vergangenen Jahrextreme Höhen erreichte. In den USA wird die Deflation mit allenverfügbaren Mitteln bekämpft. Sie ist das Schreckgespenst schlechthin.Man versucht das Szenario auch argumentativ soweit wie möglich fern zuhalten. Interessant in diesem Zusammenhang: Das FTD-Interview mit Ex-Notenbank-Chef Alan Greenspan. Titel: "Es ist Inflation, Dummkopf"
Erist ein großer Verfechter der Theorie „Inflation heilt Wirtschaft“. Mitseiner zügellosen Liquiditätspolitik hat er allerdings tatkräftig zurEntstehung der aktuellen Krise beigetragen.
2. Auftragsrückgang: Weiter auf Schrumpfkurs
Deutschland:Der Auftragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagebau ist im Mai um48 Prozent eingebrochen (Jahresvergleich). Der Rückgang ist damit fastso stark wie im Februar (-49%) und noch einmal deutlich stärker als imMärz (-35%).
Euroraum: Die Auftragseingänge fielen im April um 35,5Prozent im Jahresvergleich. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginnder Aufzeichnungen im Jahr 1995. Tendenz: weiter fallend!
USA: In den USA sind die Auftragseingänge im Mai wieder etwas gestiegen. Die Juni-Zahlen werden erst im August veröffentlicht.
3. US-Wirtschaftsindikatoren: Weiter düster
DieUS-Häuserpreise sind im April weiter abgestürzt (-18,1% im Vergleichzum Vorjahr; -0,6 Prozent zum Vormonat). Das US-Konsumklima sank im Maiüberraschend. Die aktuellen und künftigen Erwartungen der Verbraucherfielen jeweils geringer aus. Auch die US-Arbeitslosigkeit nimmt weiterzu. Im Juni gingen erneut 467.000 Stellen verloren. Arbeitslosenquote:9,5 Prozent. Im August 2008 lag sie noch bei 5,7 Prozent.
4. Kreditklemme: Kein Geld für die Wirtschaft
AlleMaßnahmen, die Kreditvergabe zu stabilisieren, sind in Deutschlandbislang gescheitert. Die Zahlen einer aktuellen Umfrage desZentralverbandes Elektrotechnik- und Elektroindustrie (ZVEI): 57Prozent der Mitglieder gaben an, eine Kreditklemme zu spüren. Bei derBefragung im März waren es nur 5 Prozent.
Wie reagiert Gold bei Deflation?
ImGrunde gibt es keine ausreichende Erfahrung, wie sich Gold in einerDeflation verhält. In der Zeit der Großen Depression und auch langedanach war der Goldpreis fixiert und konnte sich damit nicht frei amMarkt entwickeln.
Deflation bedeutet, dass der Wert des Geldes steigt, Güterpreise also fallen. Müsste dann nicht auch der Goldpreis abrutschen?
Inder aktuellen deflationären Phase hat sich das Edelmetall schon einmalsehr gut gehalten, während es andere Rohstoffpreise arg gebeutelt hat.
Goldund Silber werden aber auch in den verschiedenen Phasen der Deflationnicht oder nicht in dem Maße wie andere Sachwerte (z.B. auchImmobilien) im Preis fallen. Man mussbei einer auftretenden Deflation vor dem Hintergrund der jetzigen Kriseweiter von stabilen oder sogar deutlich steigenden Edelmetallpreisenausgehen. Warum?
Eine Deflation erhöht die Risiken einesSystemcrashs enorm. Gegebenenfalls kommt der totale wirtschaftlicheZusammenbruch sogar noch schneller, als bei einer möglichenHyperinflation. Denn bei galoppierender Geldentwertung könnten sichStaaten mit einem Währungsschnitt auf einen Schlag entschulden und dasScheingeld-System unter gleichbleibenden Bedingungen neu anstoßen.
Goldund Silber sind als Versicherung gegen das Risiko eines System-Crashszu sehen. Der wird mit einer Deflation noch wahrscheinlicher, als erohne hin schon ist.
Deflation fördert Staatspleiten
Eine Deflation erhöht den Wert des Geldes und damit auch den Wert bestehender Schulden.
Geradedie horrende Staatsverschuldung ist aber derzeit einer der Hauptfeindewirtschaftlicher und sozialer Stabilität. Eine zusätzliche Erhöhung desSchuldenwertes durch Deflation steigert das Risiko von Staatspleitennoch einmal ganz erheblich.
Die Folge: Wenn der Staat seineSchulden nicht mehr zahlen kann, dann bricht das Geldsystem des Landeszusammen. Denn dessen Schuldscheine sind bei einer Pleite nichts mehrwert!
Und nichts anderes als Schuldscheine sind Euro und US-Dollar.
AlleZahlungsversprechen, die auf eine Pleite-Währung lauten, werden dannebenso ganz oder teilweise wertlos sein. Dazu gehören alle Arten vonStaatspapieren, Festgeldanlagen, Lebensversicherungen, Derivate,Zertifikate, Riester-Rente etc.
Wer sein Geld ausschließlich in solche Vermögensanlagen gesteckt hat, ist im Falle des Währungs-Crashs finanziell ruiniert.
Das dagegen Gold und Silber bei einem Währungs-Zusammenbruch buchstäblich unbezahlbar sind, steht außer Frage.
DieRegierungen hoffen unterdessen, über eine ordentliche Inflation den Wegaus der Schuldenkrise zu finden. Es ist ein gefährliches Spiel aufZeit, das uns alle noch teuer zu stehen kommen wird.