Der Münchner Technologiekonzern Siemenswill massiv von Aufträgen aus den Konjunkturpaketen I und IIprofitieren. „In Deutschland rechnen wir bis 2012 mit Aufträgen vonrund zwei Milliarden Euro“, sagte Siemens-Vorstand Barbara Kux imGespräch mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung DIE WELT(Mittwochausgabe).
Den Anteil der grünen Technologien am erhofftenAuftragsvolumen aus den staatlichen Programmen in Deutschlandbezifferte Kux dabei mit 50 Prozent. „Der grüne Anteil dürfte hier mitetwa 50 Prozent recht hoch ausfallen – und das obwohl Deutschland schonjetzt als Weltmeister bei der Energieeffizienz gilt“, sagte Kux, diebei Siemens für den gesamten Einkauf und für Nachhaltigkeit zuständigist.
„Die Industrie, die Regierungen, auch die Bürger sind in der Tatreif für grüne Technologien.“ Siemens rechnet insgesamt damit, bei denweltweiten Konjunkturprogrammen Aufträge von 15 Milliarden Euro zuergattern. 40 Prozent davon, also rund sechs Milliarden Euro, kämenlaut Kux dem grünen Portfolio zugute. „Die größten Chancen bieten sichfür uns in den USA und in China. 2010 bis 2012 dürften sich diestaatlichen Konjunkturprogramme auch bei Siemens im Auftragseingangniederschlagen.“
Kux, die den Einkauf bei Siemensstraffen will, verteidigte die Entscheidung, jeden fünften Zuliefererauszusieben. „Die Anzahl der Lieferanten von gegenwärtig rund 100.000wollen wir mittelfristig um 20 Prozent senken“, sagte Kux. „Es gibtviele Lieferanten, die mit uns zum Teil weniger als 100 Euro Umsatz imJahr machen. So können wir aber als Konzern mit einem Umsatz von weitüber 70 Milliarden Euro nicht in die Zukunft gehen. Wir wollen mitweniger Partnern zusammenarbeiten.“ Das habe für beide Seiten einenVorteil: „Der Lieferant bekommt mehr Aufträge, und wir können größereMengen kostengünstiger beziehen.“ Für September habe Siemens einLieferanten-Forum mit den 30 wichtigsten Zulieferern geplant. „Es gehtdarum, mit ihnen eine engere strategische Zusammenarbeit zu begründen.“
Kux, die als erste Frau überhaupt inden Siemens-Vorstand einzog, forderte „mehr Vielfalt“ bei Siemens. „Wirmüssen die Vielfalt im Konzern natürlich noch verstärken, diePotenziale von internationalen Mitarbeitern, auch von Frauen stärkerausschöpfen, ihnen intern mehr Möglichkeiten zur Weiterentwicklungbieten“, sagte Kux. Diese Prozesse benötigten jedoch Zeit. VonFrauenquoten halte sie „wenig, denn eine Frau will ebenso eine Positionerreichen, weil sie eine gute Leistung erbringt und nicht, weil es eineQuote vorschreibt“.