Die Kreditnot deutscher Unternehmen ist weitaus größer als von den Banken dargestellt. Nach Berechnungen der FTD (Freitagsausgabe) auf Grundlage von Bundesbankdaten sind die Kredite an Firmen und Selbstständige außerhalb der Finanzbranche zwischen Januar und März um insgesamt 2,7 Mrd. Euro gesunken.
Ein zentrales Argument der Institute im Streit um die Kreditvergabe gerät damit ins Wanken. Denn der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hantiert mit anderen Zahlen: Nach offiziellen Angaben der Lobbyisten legte der Kreditbestand um 6,9 Prozent zu – im Vergleich zum ersten Quartal 2008. Klagen der Wirtschaft und der Politik über eine Kreditklemme hatte der Verband immer wieder mit dieser Zahl gekontert.
Allerdings überzeichnet die Zahl die tatsächliche Kreditentwicklung erheblich. Denn der Verband zählt auch die Kredite an Investmentfonds, Versicherungen oder Finanzleasinggesellschaften mit. Nach dieser Lesart stieg der gesamte Kreditbestand zwischen Januar und März dieses Jahres um 31,1 Mrd. Euro. Der Grund: Die Finanzunternehmen nahmen im ersten Vierteljahr Neukredite in Höhe von 33,8 Mrd. Euro auf.
Experten halten die Zahlen des Bankenverbands für ungeeignet, ein Bild von der Kreditvergabe an die Realwirtschaft zu vermitteln. Fonds oder Versicherungen „müssen herausgerechnet werden, will man ein Bild von der Kreditaufnahme außerhalb des Finanzsektors erhalten“, hieß es auch bei der Bundesbank.
Der Bankenverband verteidigte sein Vorgehen. „Wir arbeiten seit jeher mit diesen Zahlen“, sagte BdB-Geschäftsführer Markus Becker-Melching. „Sie umfassen neben den Wirtschaftszweigen der gewerblichen Wirtschaft und der Dienstleistungen auch Unternehmen, die Kreditersatzfunktion für die Realwirtschaft erfüllen, zum Beispiel.