Der spanische Erfolgsregisseur Pedro Almodóvar befürchtet für sich einegeistige Verarmung, weil er sich nur für Kino interessiert. "Ich binein Süchtiger. Süchtig nach Kino. Ich brauche es, so wie sich andereSüchtige Drogen in ihre Venen spritzen", sagte er der ZEIT. Das Problemdabei sei, "dass man den Rest des Universums ausblendet und geistig einwenig verarmt, so wie ein Heroinabhängiger, der sich nur noch fürHeroin interessiert." Almodóvars neuer Film Zerrissene Umarmungen läuftdiese Woche in Deutschland an.
In dem Melodrama spielt Penélope Cruz eine Schauspielerin zwischen zweiMännern. "Eine der traurigsten Frauenfiguren, die ich je geschriebenhabe. Ich empfinde unendliches Mitgefühl für sie", sagte Almodóvar.Immer wieder habe er versucht, seine Heldin beim Schreiben desDrehbuchs zu retten, "aber es gelang mir nicht".
Als gottgleich empfindet Almodóvar die Möglichkeit, seine Weltsicht aufdie Leinwand zu bringen: "In meiner Filmwelt spielt es keine Rolle,dass der Papst nur die katholische Variante der Familie anerkennt. Seitmehr als zwanzig Jahren drehe ich Filme, in denen eine Familie eineGruppe Menschen ist, in deren Mitte es ein kleines Wesen gibt, um dassich die anderen kümmern, das sie lieben und dessen Bedürfnisse sieerfüllen, egal, ob die Gruppe aus getrennten Eltern, Transvestiten,Transsexuellen oder aidskranken Nonnen besteht."
Almodóvar hat einen Rat für den Papst: "Warum spaziert der Papst nichteinfach mal aus dem Vatikan heraus und schaut sich an, was heute eineFamilie ist? Es ist doch völlig irrsinnig, nicht anzuerkennen, wieAbermillionen Menschen heute leben! Meine Familien sind realer als diedes Papstes, weil sie nicht nach irgendwelchen Dogmen, sondern in denKompromissen des Daseins leben."